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21.
Schlüsselgewalt allen Zeiten der Kirche geschenkt.

 Es läßt sich von vornherein glauben, daß die Schlüssel, welche für das Bestehen und Gedeihen der Kirche so wichtig sind, (s. 23. 25 ff.) nicht bloß den Aposteln und ihrer Zeit, sondern der ganzen Kirche bis ans Ende der Tage geschenkt sind. Der HErr gab sie den heiligen Aposteln, als Er sie ordinierte und mit der Predigt Seines Evangeliums an alle Völker abordnete, als eine himmlische Mitgabe. Gleichwie aber die heil. Apostel bei ihren Lebzeiten nicht vermochten zu allen Völkern zu kommen, – gleichwie Er in den Worten: „Siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ (Matth. 28, 20.) mit den h. Aposteln alle ihre Nachfolger im göttlichen Predigtamte anredet bis ans Ende der Welt: so schenkt Er auch in den Einsetzungsworten des h. Schlüsselamtes die Schlüssel allen ihren Nachfolgern bis ans Ende der Tage. Dieselben hat auch die heilige Kirche von Anfang an geübt und bewahrt. Ihre Diener haben gelöset und gebunden als in göttlicher Machtvollkommenheit – wie in der römischen und griechischen, so auch in der lutherischen Kirche.[1] Man kann dagegen nicht einwenden: die heiligen Apostel hätten lösen


  1. Möge, wer Lust hat, was selbst Calvin Instit. L. III. C. 4. §. 13. 14. Merkwürdiges sagt, vergleichen.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/53&oldid=- (Version vom 17.7.2016)