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Nutzen verstehen) nicht nehmen, noch vernichten. Es heißt: Quis ignorat, ignoret. Wenn tausend und aber tausend Welten mein wären, so wollt ich alles lieber verlieren, als ich wollt’ dieser Beicht das geringste Stücklein eines aus der Kirche kommen lassen. Ja, lieber sollt’ mir sein, des Papsttums Tyrannei vom Fasten, Feiern, Kleidern, Stätten, Platten, Kappen und was ich könnt’ ohne Versehrung des Glaubens tragen, als daß die Beicht sollt’ von den Christen genommen werden. Denn sie ist der Christen erste, nötigste und nützlichste Schule, darin sie lernen Gottes Wort und ihren Glauben verstehen und üben, welches sie nicht so gewaltig thun in öffentlichen Lektionen und Predigten.“


γ. Andere Vorteile.

 Andere Vorteile der Beichte fassen wir in folgende Absätze zusammen: Die Beichte ist ein Mittel den Stolz des alten Adams zu töten, der sich vor sich selbst und anderen immer besser stellen möchte, als er ist.


 Vor dem Bekenntnis sieht der Mensch selbst seine Sünde nicht in der ganzen Größe, erst der ausgesprochene Name derselben enthüllt sie, wie wenn man die Decke von einem Modergrabe wegthut. Das Bekenntnis führt also zur richtigen Schätzung unser selbst, d. i. zur Demut.


Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/44&oldid=- (Version vom 17.7.2016)