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von einem gläubigen Nächsten die Rede ist, weil es zweifelhaft ist, ob ein Ungläubiger durch ein Bekenntnis an ihm begangener Sünde keine Erbauung findet[1]. – Allein man soll seinem Bruder nicht allein bekennen, was man an ihm gesündigt hat; sondern wir sollen überhaupt gerne voreinander offenbar werden, damit wir hinfort nicht um der gegenseitigen guten Meinung willen einander anhangen, sondern einer den andern erkennen als einen armen, von Einem Sünder Adam stammenden Sünder, der da ohne Verdienst, allein aus Gnaden, um Christi willen, durch den Glauben gerecht werden könne, – damit auch ein jeder offenbar vor seinem Bruder als Sünder sich scheue, angesichts desselben sich abermals zu erheben nach dem alten Menschen, einer vor dem andern sich demütige, einer den andern tröste, einer des andern Schwachheit gebührend trage, einer samt dem andern gestärkt, gekräftigt und gegründet werde in der einzig wahren Einigkeit mühseliger und sündenbeladener Herzen, welche ist in dem, der die Gottlosen aus Gnaden gerecht macht. Wohl dem, der einen Bruder hat oder zwei, mit welchem er in solchem Bunde des Bekenntnisses und der Aufrichtigkeit steht, da werden der Sünden weniger werden und wenn man ja fällt, so hat


  1. Es hat auch Petrus, da ihm nach der Verläugnung das Gewissen aufwachte, nicht den Mägden des Hohenpriesters und den Knechten Bekenntnis gethan; sondern er ging hinaus und weinte bitterlich vor Gott.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Einfältiger Beichtunterricht für Christen evangelisch-lutherischen Bekenntnisses. Kommissionsverlag der Buchhandlung der Diakonissenanstalt, Neuendettelsau 1900, Seite 30. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Beichtunterricht_(4._Auflage).pdf/32&oldid=- (Version vom 17.7.2016)