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mir nach! So hat es der Herr auch in den bekannten Gleichnissen dargestellt vom Schatz im Acker und von der köstlichen Perle. Der eine sucht nach guten Perlen und findet auf diesem Wege die köstliche, der andere findet es wie zufällig, wie man einen Schatz im Acker findet ohne gesucht zu haben; mitten im irdischen Beruf tritt ihm die Berufung zu etwas Höherem in den Weg. So verschieden sind die göttlichen Lebensführungen; aber der Zweck ist der gleiche, ein Verlangen nach Wahrheit in den Menschen zu wecken, manchmal schon durch vorbereitende Gnadenführungen, manchmal erst, wenn das Wort an die Herzen tritt. Es gibt eine vorbereitende Gnade, – wie die Väter gesagt haben – in der Lenkung des Menschenlebens und der menschlichen Geschicke. Man kann das bemerken an ganzen Völkern. Die deutschen Völker waren sichtlich vorbereitet durch ihre Geschichte auf die Zeit, da ihnen die Botschaft von Christus, das Heil, nahe gebracht werden sollte; sie waren losgelöst worden von ihren ursprünglichen Wohnsitzen und waren dadurch auch in ihrer Religion, die Naturreligion war, erschüttert worden, so daß gerade zur rechten Zeit und Stunde an sie der Ruf zu Christus durchs Evangelium erging. Und ähnlich verhält es sich mit den einzelnen Menschen. Aber dann eben kommt der Augenblick, wo die Gnade selber auf dem Wege der Heilsordnung den Menschen nahe tritt. Wohl allen deren Herz sich empfänglich zeigt! Wohl denen, die ihr Herz durchs Wort der Gnade auftun lassen! Die Geisteswirkung, durch welche die erste Erfahrung der göttlichen Liebe gemacht werden soll, ist die Berufung: „der heilige“Geist hat mich durchs Evangelium berufen.“ Wie hat der Herr selbst so freundlich die Menschen zu sich berufen durch sein Heilandswort. Gerade als er auf der Höhe seines Zeugnisses von sich selbst stand, seinen Jüngern bezeugte: „Alle Dinge sind mir übergeben von meinem Vater und niemand kennet den Sohn denn nur der Vater und niemand kennet den Vater denn nur der Sohn“ – da spricht er auch die freundlichste, liebevollste Einladung aus: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Wie wußte in solch einem Wort die Liebe dessen, der gekommen war die Menschen zu suchen und selig zu machen, an die Herzen zu dringen! Später hat der Herr seine Jünger beauftragt den Ruf zum Heil weiter durch die Welt hinzutragen und wie haben auch die Jünger dessen sich so treulich erledigt! „Wir sind Botschafter an Christi Statt; denn Gott vermahnet durch uns; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott!“ Dieser Botschaft, durch die das Wort von der Liebe Gottes an die Herzen dringt, ist des heiligen Geistes Kraft beigegeben. Wie wir schon gestern hörten, geschieht die Berufung äußerlich durch Menschen, in Wahrheit innerlich durch den heiligen Geist. Die Menschen, durch welche die Berufung an die