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herzandringliche Frage richtet: „Hast du mich lieb?“ und die Antwort erwartet: „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, daß ich dich lieb habe.“ Ja, wie könnte es anders sein, als daß unser Herz von Liebe zu Jesu entbrennt; denn er hat uns geliebt und in ihm ist die Liebe Gottes erschienen und so reden wir diesmal

von der Liebe Gottes, die in Christo offenbar geworden ist.
1. Von der Liebe durch welche Christus erschien,
2. von der Liebe, welche durch Christum erschien.


I.

 Wohl hat Gott schon in der Zeit des alten Bundes seine Liebe reichlichst erzeigt. Welch Erweisungen seiner liebevollen Gesinnung treten uns da schon überwältigend entgegen! Der Gedanke der Güte Gottes, vor allem daß der Herr gütig ist gegen alle und sich aller seiner Geschöpfe erbarmt. Die Güte Gottes ist ja nichts anderes als die Liebe, die er allen Kreaturen erweist und auch uns, sofern wir eben seine Kreaturen sind. Wir haben schon eingehend gesprochen von der Geduld und Langmut, in welcher die Liebe Gottes im alten Bund ganz sonderlich sich zeigte, da Gott die sündig gewordenen Menschen und die Sünden derselben getragen hat mit seiner göttlichen Geduld. Aber mehr noch, barmherzig und gnädig ist der Herr, das tönt uns auch mächtig aus dem alten Testament entgegen, besonders aus Mosis Mund, der mit der Berufung auf Gottes Gnade und Erbarmung für das sündige Volk immer wieder einzutreten wagt vor seinem Gott. Wie David sich der Barmherzigkeit und Gnade seines Gottes getröstet hat für sich selbst, da er in die schwere Sünde gefallen war, ist uns wohl bekannt. Alle diese Erweisungen der Liebe Gottes treten uns schon im alten Testament entgegen. Wir aber wissen, daß das alles sich vollzogen hat durch Christum, denn alle und jede Gottesoffenbarung ist von Anfang an vermittelt durch den Sohn, so sagt es uns das neue Testament. Die Hilfeleistungen, die äußeren Machterweisungen, die Gott Menschen zu teil werden ließ, sind durch Engeldienst vermitteilt gewesen: aber die Gottesoffenbarung selbst ist von Anfang an vermittelt durch den Sohn, denn durch ihn, so erklärt Paulus aufs bestimmteste, ist alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden und unter der Erde ist. Und wo er von dem sich im alten Testament offenbarenden Gott spricht, setzt er oft einfach Christum dafür, wie er etwa sagt, daß Christus der Fels gewesen sei, der das Volk durch die Wüste geleitete. Also alle Gottesoffenbarung von Anfang an war durch den Sohn vermittelt und wenn Gott