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durch die Ausgrabungen wieder bekannt geworden sind, wie Akkad, der Stammvater der ältesten Bewohner Babylons. Dann erst kommen die Nachkommen Sems, die Gott am meisten unter seine Leitung nahm. So hat Gott erziehend auch auf die Heidenwelt gewirkt und sie erhalten für das kommende Heil, ja mehr noch, er hat sie auf dasselbe vorbereitet auf mancherlei Weise.

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 Warum ist die Erfüllung der Verheißung so gar spät, erst nach vier Jahrtausenden eingetreten? Es sollte der Menschheit die Möglichkeit gelassen sein, ob sie selbst einen Rückweg zu Gott könnte finden. Zeit genug hat die Menschheit gehabt; sie hat aber den Rückweg zu Gott nicht zu finden vermocht und darum hat Gott so lange gewartet, und darum bleibt für uns die Geschichte der alten Welt so wichtig. Großes konnten die Menschen leisten durch ihre Vernunft und ihren freien Willen auf menschlichem Gebiet, aber zur rechten Erkenntnis Gottes konnten sie nicht gelangen; sie sind vielmehr immer weiter von Gott abgekommen. Die Entstehung des Völkertums ist zugleich die Entstehung des Heidentums. Die einzelnen Völker nahmen aus dem gemeinsamen Vaterhaus eine Erinnerung mit an einen Gott; aber sie verschwand und verblaßte immer mehr. Immer mehr tritt Vielgötterei, insbesondere Naturdienst hervor und so entstand das Heidentum, das sich selbst auch auslebte insofern die gebildeten Völker je länger je mehr die die Nichtigkeit ihrer heidnischen Religion, ihrer Göttersagen erkannten, und mehr und mehr sich sehnten nach etwas Besserem, nach wahrer Erkenntnis Gottes. Merkwürdig wie ein Weltreich das andere abgelöst hat in der alten Geschichte! Erst das Weltreich der Babylonier, das dann vom Weltreich der Perser verschlungen wurde, das wiederum dem griechischen Weltreich Alexanders des Großen zur Beute fiel, bis alles in die Hände des gewaltigen Weltreichs der Römer kam – lauter Versuche zu zeigen, was die Menschheit Großes wirken kann. Insbesondere die Geschichte der Römer und Griechen ist für uns hochwichtig, weil wir deren Geisteswerke kennen und daran zu sehen vermögen, was die Menschheit aus eigenen Kräften leisten konnte und was sie nicht vermochte. Großes ist geschehen auf dem Gebiet der Kunst und der Wissenschaft bei den Griechen, die darin Unvergängliches geleistet haben, so daß fast alle Wissenschaften auf dem gründen, was sie zuerst fanden. Dagegen die Römer leisteten Großes auf dem Gebiet der Staatskunst, des Rechtes und des Militärwesens. Aber den Weg zu Gott fanden sie beide nicht. So wurde die Welt für das Heil erhalten und das Heil vorbereitet, insofern als diese Völker selbst ahnen mußten, daß sie eine bessere Erkenntnis Gottes brauchten. Der weiseste, der bedeutendste unter allen Griechen, Plato, der Schüler des Sokrates, hat wiederholt es ausgesprochen, es möge der Gottheit gefallen sich selbst zu offenbaren, da wir durch uns selbst nicht zu ihrer Erkenntnis