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zurückgeht und zunächst nur die äußern Vorgänge schildert und das noch nicht erkennen läßt, was dahinter liegt. Als der Verführer tritt ja auch nur die Schlange auf. Daß der Satan selbst dahinter steht, wird nicht gesagt. Im neuen Testament ist das klar bezeugt, noch im letzten Buch der Bibel, wo der Verführer, der Teufel, genannt wird die alte Schlange. Aber allerdings wollte Gott zunächst leibliche, zeitliche Strafen über die Sünde kommen lassen, weil diese zeitlichen Strafen der Sünde zugleich zur Besserung dienen können. So tritt hier der Ratschluß der Erlösung hervor. Das beweist auch das ganze Verfahren Gottes bei diesem am Abend des entscheidenden Tages gehaltenen Gericht. Den Mann und das Weib fragt Gott: Was hast du getan? Warum hast du das getan? Er will in ihnen Erkenntnis der Sünde, Reue erwecken und damit auch ein Verlangen nach Vergebung. Die Schlange, an die sich Gott zuletzt wendet, wird nicht gefragt: Was hast du getan? Warum hast du das getan? Für sie gibt es nur Strafe, da ist der Gedanke der Besserung ausgeschlossen. Dagegen für die Menschheit liegt in dem, was der Schlange, dem argen, bösen Feind als Strafe auferlegt wird, ein heller Lichtschein der Hoffnung. Denn was will das Wort, das Gott zur Schlange spricht, das Gott dem Teufel zu verstehen gibt, anders sagen als: er, der sich jetzt für den Sieger ansieht, er soll dennoch der Besiegte werden. Es wird ein Kampf hingehen durch die Geschichte der Menschheit: Feindschaft will Gott setzen zwischen ihm und dem Weibe, zwischen ihrem und seinem Samen. Er hat also den Sieg durchaus noch nicht endgiltig erlangt. Der Kampf geht weiter, und das Ende wird sein, daß aus der Menschheit einer kommen wird, der die Schlange überwindet, ob auch durch bittern Kampf, der ihr den Kopf zertritt.

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 Das ist das Protevangelium, die erste Weissagung der Erlösung, die erste Verheißung auf den, der aus dem menschlichen Geschlecht als des Weibes Samen sollte kommen. So rühmt sich hier schon die Barmherzigkeit deutlich wider das Gericht und das zeigt uns auch die weitere Entwicklung. – Denken wir an die Sintflut, in welcher Gott wieder ein Gericht ergehen lassen mußte, ein Gericht zeitlicher Art über die tief in Sünde versunkene Menschheit. Da spricht Gott, nachdem die Gerichtstat der Sintflut gewendet war, wieder ein merkwürdiges Gnadenwort. Er verheißt, daß er keine Sintflut mehr über die Menschheit wolle kommen lassen und zwar warum? Denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf! Eine merkwürdige Begründung! Man hätte denken müssen nach menschlichem Meinen, daß Gott hätte sagen können: Wenn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens böse ist von Jugend auf, dann ist das Menschengeschlecht eben wert, daß es vertilgt wird. Oder man hätte erwarten können, daß Gott gesagt hätte, er wolle keine Sintflut mehr über die Menschen