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Gott wird nicht müde noch matt, er schläft noch schlummert nicht. Sondern dieses Ruhen Gottes ist zunächst gemeint im Gegensatz zu seinem Schaffen, das er nun als ein vollendetes ansieht. Es ist wiederum nicht so gemeint, als ob nun Gott überhaupt kein Werk mehr täte. Wir kennen das bedeutsame Wort des Herrn Johannes 5: ,Mein Vater wirket bisher und ich wirke auch.“ In Gott ist beides vereint: tätig sein und Ruhe haben. Es ist nur der Unterschied, daß bald mehr das eine bald mehr das andere der Welt gegenüber hervortritt, so wie es sich ähnlich verhält mit den Erweisungen seiner Heiligkeit und seiner Liebe, von welchen er auch bald mehr die eine, bald mehr die andere Seite den Menschen gegenüber hervorkehren muß und will. So ist denn auch dies Wort vom Ruhen Gottes unseretwegen, um der Menschen willen gesagt. Gott wollte den Menschen damit zeigen, was nunmehr ihre Aufgabe sein sollte: ruhen in Gott und wirken für Gott, bald mehr das eine, bald mehr das andere. Wären die Menschen in dieser Linie des Wirkens für Gott und des Ruhens in Gott geblieben, wie würde dann ihr Leben sich vollendet haben zu dem herrlichen Ziel, das wir jetzt freilich erst am Ende dieser Weltzeit erwarten dürfen, wo einst all unsere Ruhe Arbeit und all unsere Tätigkeit Ruhe sein wird. Aber in dieser Linie, die der Herr ihnen wies, sind die Menschen nicht geblieben. Ach, wie ist jetzt die Tätigkeit des Menschen oftmals geworden zu einer unruhigen Hast und wie sinkt das Ruhen des Menschen oft zur Trägheit, zur Bequemlichkeit herab. Hier sehen wir schon deutlich: was Gott mit den Menschen gewollt, das ist nicht geworden. Den Weg, den er ihnen deutlich gezeigt hat, haben sie nicht beschritten. Und noch auf etwas anderes dürfen wir hinweisen. „Gott sah an alles, was er geschaffen hatte und siehe da, es war sehr gut.“ Ja, freilich, die Schöpfung war gut und vollkommen, als sie aus der Hand des Schöpfers hervorging. Wir haben schon wiederholt von der Zweckmäßigkeit der Schöpfung, von der weisen Ordnung in der Natur geredet. Es kann auch auf die Schönheit der Welt und dieser Erde hingewiesen werden. Die Erde ist so schön überall, auch jetzt noch. Schön ist die Ebene, in welcher der Aufgang und Untergang der Sonne Himmel und Erde mit den schönsten Farben malt. Schön ist das Hochgebirge, wo die Berge des Herrn gen Himmel ragen. Schön sind die lachenden Täler, schön der ernste Meeresstrand. Schön ist die Welt beim Licht der leuchtenden Sonne, schön bei Nacht, wenn des Mondes geheimnisvoller Glanz sie bestrahlt oder die Sterne wie Lichter einer höheren Welt vom Himmel herabblicken. Schön ist die Erde in den Eisbergen, zwischen denen das Nordlicht hervorstrahlt und in der Glut der tropischen Sonne, die die herrlichsten Farben hervorzaubert. Ich hörte einmal eine ergreifende Schilderung aus dem Munde eines Missionars von der Schönheit der tropischen Gegenden Indiens,