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Seligkeit bestimmt und erwählt, aber nicht anders als in Christo. Er beruft und erwählt uns zur Seligkeit unter der Voraussetzung des Glaubens an Christum. Wer nicht zu Christus und dem Glauben an ihn sich führen lassen will, macht selbst seine Erwählung damit zunichte. Der rechte Gebrauch aber der Lehre von der ewigen Erwählung, daß Gott uns in Christo schon vor Grundlegung der Welt erwählt hat, ist der, daß wir dadurch zu völliger Gewißheit und Sicherheit des Heilsstandes kommen dürfen und zu der Gewißheit, Gott wird sein Werk an uns auch vollenden. So sieht es auch der Apostel Römer 8 an: „Welche er aber verordnet hat, die hat er auch berufen; welche er aber berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; welche er aber gerecht gemacht hat, die hat er auch herrlich gemacht.“ Gott also, der uns von Ewigkeit her, schon vor Grundlegung der Welt erwählt hat zu seinen Kindern, der führt sein Werk soweit es an ihm liegt an uns hinaus, wenn wir es nicht selber hindern und zunichte machen. Die Schöpfung steht an der Schwelle der Zeit, voran aber ging der göttliche Liebesgedanke. Was hat derselbe gewollt? Gott wollte, daß wir etwas seien und werden zu Lob seiner Herrlichkeit, vor allem zum Lob seiner Macht, wenn wir denken an die gewaltigen Kräfte, die in der Welt wirksam sind, alle von Gott geschaffen, an die gewaltige Ausdehnung des Weltalls, auf die die göttliche Erschaffung und Erhaltung sich beziehen, wenn wir daran denken, daß dieses alles geworden ist durch den göttlichen Willen und sein gewaltiges Wort: „So er spricht, so geschiehts; so er gebeut, so steht es da.“ Gott hat die Welt gewollt, damit sie etwas werde zum Lobe seiner Macht, nicht minder zum Lobe seiner Weisheit. Wir haben heute früh schon darauf hin gewiesen, wie die Weisheit Gottes auch im kleinsten in dem Maße sich uns zeigt, in dem wir eindringen in das geheimnisvolle Leben in der Natur, in der Pflanzen- und in der Tierwelt und in die wunderbaren Kräfte, die die Bewegung der Himmelskörper im Gange halten. Er hat aber auch etwas werden lassen wollen zum Lobe seiner Güte und seiner Liebe. Allen seinen Geschöpfen tut er Gutes. „Der Herr ist allen gnädig und erbarmet sich aller seiner Werke“, wie der Psalmist sagt. Er hört auch das Schreien der jungen Raben, die ihn anrufen. Er speist, wie der Heiland sagt, auch die Vögel unter dem Himmel und es fällt nicht ein Sperling vom Dach ohne sein Wissen, aber noch viel mehr wollte er seine Liebe verherrlichen an uns. Und wenn wir uns auch nur auf den festen Grund der Schöpfung stellen, daß Gott eine Welt ins Dasein gerufen hat, um seine Liebe an uns Menschen zu verherrlichen, wie getrost und fröhlich können wir sagen: Auch ich bin von den Lieben, weil Gott die Welt geliebt. Und dürfen wir nicht immer die Erfahrung machen, daß Gott die Erschaffung weiterführt und betätigt durch die Erhaltung und durch die Regierung? Darum ist es ein