Seite:Wilhelm Eichhorn - Einsegnungsstunden 1916.pdf/24

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hat und die Erde und das Meer. Daß man vor einem Gott floh, das erschien ihnen als nichts Sonderliches, aber daß es einen Gott gebe, der Himmel und Erde und alles, was darinnen ist, geschaffen hat und daß einer wage sich wider solch einen Gott aufzulehnen, das setzte sie in tiefsten Schrecken. Solchen Eindruck machte auf unbefangene heidnische Gemüter die Botschaft, daß Gott der Schöpfer Himmels und der Erde ist. Wie beschämten sie den Propheten! Ja, es ist etwas Großes, dieser erste Satz der Bibel: „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde!“

 Wo Paulus vor Juden predigte, wie etwa im pisidischen Antiochien, da knüpfte er an die Erwählung Israels durch Abrahams Berufung an. Wenn er aber vor Heiden redete, wie in Lystra und in Athen, da ging er jedes Mal auf diese Grundlage zurück, daß Gott die Welt und die Menschheit geschaffen hat. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Hier haben wir den Unterschied zwischen der geoffenbarten Religion und allen heidnischen Religionen. Auch die heidnischen Völker haben ihre Schöpfungsgeschichten und Schöpfungssagen und einige von denselben haben da und dort Aehnlichkeit mit dem Schöpfungsbericht der Bibel. Aber wie ganz anders sind sie in der Hauptsache! Kurz gesagt: sie enthalten nicht nur Kosmogonie, sondern Theogonie, sie berichten nicht nur von der vermeintlichen Entstehung der Welt, sondern im Zusammenhang damit auch von dem Entstehen und Werden der Gottheit. Es erscheint da die Erde selbst und der Himmel als eine Gottheit, wie auch bei den Griechen. Der Gedanke ist bei den Heiden überall: Der Stoff selber, aus dem die Erde und die Welt besteht, ist ewig; die Götter sind mit demselben geworden und üben nur eine ordnende und regulierende Tätigkeit aus. Ja, im tiefsten Hintergrund liegt überall bei den Völkern, die dem Naturdienst obliegen, der Pantheismus zu Grunde, d. h. die Meinung: das Weltall selber sei Gott. Und so denken es sich auch die meisten unter unsern Gebildeten; auch ihre Meinung ist: die gewaltige, einheitliche Kraft, die in der Natur wirkt, die ist eben die Gottheit.

 „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Hier wird gewaltig festgestellt der Unterschied zwischen Gott und der Welt. Gott ist ewig, die Welt hat einen Anfang genommen; es wird uns gezeigt das rechte Verhältnis zwischen Gott und der Welt, daß Gott der Schöpfer dieser gegenwärtigen Welt ist. „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, d. h. er hat die Welt ins Dasein gerufen, er hat sie gemacht durch sein Wort aus Nichts. Wir reden von der Erschaffung aus Nichts. Mit Recht hat man darauf aufmerksam gemacht, daß diese Erschaffung nur auf die Erschaffung der Welt selber geht, nicht der einzelnen in der Welt vorhandenen Kreaturen., Der Mensch ist nicht aus dem Nichts geschaffen worden, sondern aus dem feinsten Erdenstaub; auch die Tiere und die Pflanzen