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innerhalb der von Gott gesetzten Schranken. So haben wir auch von der heiligen Liebe geredet und gezeigt, wie alle Liebe zugleich eine heilige ist und auch unsere Liebe muß eine heilige sein, unsere Liebe zu Gott muß stets verbunden sein mit der heiligen Furcht vor Gott und die Betätigung unserer Liebe zu Menschen muß auch immer in festen Schranken der Heiligung und der Furcht Gottes sich halten. So soll denn die Liebe freilich aufopfernd und hingebend sein, aber doch von fester Haltung beseelt, nicht so, daß man sich darüber selbst verliert oder die Grenzen dessen überschreitet, was sich ziemt, aufopfernd und hingebend, aber doch von fester Haltung. Duldend und tragend muß die Liebe sein, aber zugleich doch auch tätig und überwindend. Und tritt das Tätige und Ueberwindende bei manchen mehr hervor, so darf das Duldende und Tragende nicht fehlen. Nur und allein aus der Liebe Christi kann diese Art der richtigen Liebestätigkeit erwachsen; denn er hat uns das große Vorbild gegeben vollständiger, liebender Hingabe und doch heiligsten Ernstes. Möchten Sie nur recht bedenken, daß Sie als eingesegnete Schwestern dieses große Liebeswerk, das der Herr hat erstehen lassen und in dessen Arbeit er Sie mit eingefügt hat, fortan im vollen Sinn mitzutragen haben vor Gott durch Ihr Gebet und es zu tragen haben vor der Welt; denn „daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt.“ Die Liebestätigkeit der Kirche ist der wichtigste Tatbeweis der Welt gegenüber dafür, daß in der Kirche Gottes und im Christentum eine höhere Macht der Liebe waltet, aber umso mehr muß man auch bedenken, daß man der Welt gegenüber dieses Liebeswerk mitzuvertreten hat. Ach, wieviel Schande und Schmach kann man auf ein Liebeswerk vor der Welt bringen, wenn die Liebe nicht die heilige ist, wenn irgendein Mangel offenbar wird. Sie haben dieses Liebeswerk mitzutragen und zu vertreten vor der Kirche Gottes, denn in den Dienst der Kirche und Gemeinde soll all diese Liebestätigkeit gestellt sein. Sie haben dieses Werk zu tragen und zu vertreten vor den Schwestern und Schülerinnen und Dienstboten, die neben, die unter Ihnen stehen. Wie wichtig ist es gerade solchen Persönlichkeiten gegenüber zu zeigen, was rechte Liebe ist, daß es ja nicht so stehe, daß Schwestern etwa nach außen den Ruhm haben, wie Engel Liebe zu üben und Barmherzigkeit zu erweisen, aber in der innern häuslichen Betätigung so oft die Liebe vermissen lassen und hart und ungerecht gegen die sind, die neben ihnen arbeiten.

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 Das war es, was ich Ihnen sagen wollte und konnte über die heilige Liebe, die im Werk zu erweisen auch Ihnen vom Herrn geschenkt ist. Möchten Sie nun einen Eindruck aufs neue gewonnen haben von dem Strom der Liebe, der von Gott her sich ergießt, der auch auf uns sich ergossen hat und von dem aus durch uns