Seite:Wilhelm Eichhorn - Einsegnungsstunden 1916.pdf/13

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Aufstellung von Beweisen für das Dasein Gottes sich beschäftigt; denn Gottesleugnung hat es freilich je und je gegeben. Wir haben im Psalter zwei fast gleichlautende Psalmen: 14 und 53, die beide von dem Satz ausgehen: Die Thoren sprechen in ihrem Herzen: es ist kein Gott. Ja, Gottesleugnung hat es je und je gegeben, meist zuerst die praktische Gottesleugnung, d. h. ein Dahinleben ohne Gott, ihr kann alsdann leicht die theoretische Gottesleugnung d. i. die im Denken sich vollziehende nachfolgen. Schwestern selbst sind nicht in Gefahr, irre zu werden an Gottes Dasein. Christen sind in dieser Gefahr auch in schwerster Zeit nicht. Die jetzt die Rede führen: Wie kann es einen Gott geben, der solche Dinge zuläßt, wie sie im jetzigen Kriege geschehen, die haben Gott nie erkannt. Schwestern haben aber viel Gelegenheit von der Leugnung Gottes in ihrem. Beruf zu hören. Wie groß ist vor allem in den Städten die Zahl derer, die an Gottes Dasein irre geworden sind. Durch den Krieg sind nicht wenige wieder zu Gott zurückgeführt worden, aber manche sind auch noch weiter von ihm abgekommen. Die Gottesbeweise, die man aufstellen kann, werden allerdings nie imstande sein, einen Menschen zwingend zu überführen, daß er ihn anerkennen müßte; denn Gott wird eben nur erkannt durch den Glauben d. i. durch die innere Ueberführung seines Daseins. Doch sind die Gottesbeweise im gewissen Sinn Stützen für den Glauben; sie sind Versuche, auch dem menschlichen Denken es nahe zu bringen, daß es einen Gott gibt. Sie helfen dazu den Leugnern die Entschuldigung zu benehmen; sie können sogar Führer zu Gott hin werden, es können manche Einwürfe gegen das Dasein Gottes zunichte gemacht werden. Der Apostel Paulus hat auch den Beweis vom Dasein Gottes wiederholentlich angetreten in dem Brief an die Gemeinde, die im Mittelpunkt der damaligen Heidenwelt Zeugnis ablegen sollte vom Glauben an den lebendigen Gott. So dürfen auch wohl Schwestern, welche im gemeindlichen Beruf stehen, oder solche, die die Jugend zu leiten und zu führen haben, von den Beweisen, die man für das Dasein Gottes führen kann, etwas wissen.

.

 Es gibt Beweise von drei Verschiedenen Gesichtspunkten aus. Einmal nämlich von der Welt aus gedacht, aus dem Dasein der Welt, indem man von der Bewegung aus füglich schließen kann auf einen Antrieb, von der Wirkung, die Vor Augen steht auf etwas, das sie gewirkt hat. Es gibt mancherlei Versuche, die Entstehung der gegenwärtigen Welt, besonders des Planetensystems zu erklären, wie es dahin gekommen sein kann, daß die Himmelskörper sich in diesem Umlauf befinden, daß die Erde um die Sonne und die Monde wieder um die Planeten kreisen, dafür hat man mancherlei Theorieen aufgestellt, die nicht geradezu irrig genannt werden müssen, weil es wohl möglich ist, daß der, der die Welt in allmählichem Werden erstehen ließ, einen ähnlichen Weg gegangen sein kann.