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Von diesen genannten Tätigkeiten sind manche rein human zu nennen: Krippen, Milchküchen, Säuglingsfürsorge. Hier werden Schwestern begehrt doch eigentlich nur wegen ihrer Verlässigkeit oder um der Autorität willen, die sie durch Tracht und Angehörigkeit zum großen Ganzen überall haben und wir übernehmen auch solche rein humane Tätigkeiten, weil wir sie doch auch höhern Zwecke dienstbar machen können, weil sie in mancherlei Beziehungen zu den Eltern dieser Kinder setzen und dadurch auch in höherer Weise einzuwirken vermögen. Andere Tätigkeiten sind im eigentlichen und höchsten Sinn kirchliche, nicht nur die Bereitung der Hostien und Paramente für den Gottesdienst, Diasporafürsorge, sondern auch die Lehrtätigkeit in einem Lehrerinnenseminar oder an Schulen hoch und nieder, ist eine der Kirche gewissermaßen zukommende Tätigkeit an dem heranwachsenden Geschlecht. Das ist nicht innere Mission, sondern weibliche Diakonie und speziell kirchliche Tätigkeit in der Sorge für die Zukunft der Kirche. Wieder andere Tätigkeiten sind reine Erweisungen der Inneren Mission, wie Rettungshäuser, Fürsorge für Blinde und Taubstumme, auch die Jungfrauenvereine, die Mägdeherbergen. Man sieht wie mannigfach diese Verschiedenen Gesichtspunkte ineinandergreifen; aber man sieht auch, welche schöne Gabe der Herr der Kirche unserer Zeit in dem Wiederaufleben und der Weiterbildung der weiblichen Diakonie gegeben hat – eine der schönsten Gaben von oben, eine der lieblichsten Blüten des kirchlichen Lebens der Gegenwart ist sie. Ja, ich darf wohl Ihren Beruf Ihnen damit als hoch und herrlich hinstellen. So hat unser Haus auch reichlich die Gnade empfangen, sich daran beteiligen zu dürfen. Wie dasselbe insbesondere dazu kam, sei in wenig Worten angedeutet.

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 Löhes Lebensgedanke war es die lutherische Kirche nach den Verwüstungen des Rationalismus wieder erstehen zu sehen aus den in ihr liegenden Kräften, möglichst frei von der störenden Beeinflussung der weltlichen, staatlichen Gewalt. So wollte er weiter zeigen, daß auch die lutherische Kirche, die Kirche des reinen Wortes und Sakramentes, nicht ausgeschlossen sei von der der Christenheit neu gegebenen Arbeit der Inneren Mission und der weiblichen Diakonie. Während, wie wir gestern hörten, manche entschiedenen Lutheraner sich ablehnend gegen diese Tätigkeiten oder wenigstens mißtrauisch dagegen verhielten, hat Löhe mit klarem Blick erkannt, wie hier eine wichtige Aufgabe der Kirche vorhanden war. Und so wollte er denn dazu helfen, daß auch die lutherische Kirche in diesen Arbeiten sich betätige. Allerdings wollte er zugleich in der Vereinigung seiner Schwestern eine Sammlung solcher haben, die mit Ernst und Eifer willig seien, die Arbeit der lutherischen Kirche zu fördern. Er wollte anfangs nur eine Bildungsstätte für weibliche Diakonie errichten und meinte, daß die ausgebildeten und geübten