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„Kirche“ vermieden, vielmehr überall „Gemeinde“ gesetzt, um das Zusammenhängende auf gemeinsamem Grund Stehende recht hervorzuheben. Im Glaubensbekenntnis, das schon vor ihm in deutscher Sprache vorhanden war, ließ er das Wort Kirche stehen und erklärt es im Katechismus als die ganze Christenheit auf Erden. Das griechische Wort Ekklesia bedeutet eine zusammengerufene Versammlung. Es entspricht dem hebräischen Wort Rahal, was ebenfalls Versammlung bedeutet und in der griechischen Uebersetzung des alten Testamentes auch öfter mit dem griechischen Wort Synagoge wiedergegeben wird. Die heiligen Apostel vermieden das Wort Synagoge, weil es zu sehr an das Judentum, die Versammlungshäuser der Juden für den sabbathlichen Gottesdienst erinnert hätte und wählten das andere Wort Ekklesia. Wann kommt nun der Gedanke einer solchen Zusammengehörigkeit erstmals vor? Im alten Testament ist wiederholt von der Gemeine Israels, den Versammlungen Israels die Rede. Das Volk gehörte zusammen und weil es zusammengehörte, nicht nur als Volksgemeinschaft, sondern auch als gottesdienstliche Gemeinschaft, so sollte es sich auch tatsächlich versammeln. Es sollte sich zusammenfinden dreimal im Jahr, um seiner inneren Zusammengehörigkeit bewußt zu werden. Wie ist es nun im neuen Testament? Da beginnt der Herr, wie schon erwähnt, seine Predigt mit dem Zeugnis vom Reich im Anschluß an Johannes den Täufer, der auch seine Botschaft mit den gleichen Worten begann: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. Und beide, Johannes und Jesus selbst schließen sich an die Erwartungen Israels an, die ganz besonders auf ein Reich gingen, das sie erwarteten und erhofften. Zugleich wird gesagt werden müssen: Reich Gottes ist tatsächlich der umfassendste Ausdruck dessen was Gott von Anfang an gewollt hatte. Ein Reich wollte er haben unter den Menschen und durch sie eine Herrschaft Gottes über die Welt. Weislich hat der Herr seine Apostel in seiner Unterweisung vorwärts geführt. Der Fortschritt in seiner öffentlichen Verkündigung und in der Unterweisung seiner Jünger läßt sich leicht aufzeigen. Er hat erst begonnen mit der Predigt vom Reich, allmählich spricht er mehr von sich selbst, als dem Bringer des Heiles und des Reiches. Einen wichtigen Abschnitt finden wir im zweiten Jahre der galiläischen Tätigkeit des Herrn. Nachdem der Herr ein Jahr lang in Galiläa in der vollsten Oeffentlichkeit geredet hatte, machte er um die Zeit des Osterfestes, ein Jahr vor seinem Leiden, einen Abschnitt. Er beginnt sich mehr vom Volk zurückzuziehen, wenn er sich auch demselben nicht völlig entzieht. Er widmet sich fortan mehr seinen Jüngern, um dann je länger je mehr sich und sie vorzubereiten auf sein Leiden. Den Wendepunkt macht der Vorgang in Cäsarea Philippi, wo der Herr eine förmliche Prüfung mit seinen Jüngern anstellt, ob