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uns alles überwindet, überwältigend sich in uns bemerklich macht, so daß unser Herz ist ganz dahin; auch das Liebesmahl, das wir preisen, ermöglicht uns das manchmal; auch Zeiten, wie die, die Sie jetzt durchleben, stellen auf eine innere Höhe, da man eine hohe dankbare Erkenntnis der Liebe Christi im Herzen hat. Freilich, es folgen auch wieder andere Zeiten, aber wir dürfen doch immer wieder uns emporschwingen zu der Erkenntnis, wie die Liebe Christi sich auch an uns betätigt hat. Die vollkommene Erkenntnis folgt freilich erst dann, wenn wir bei Christo sind.

 Dann werden wir auch die Liebeswege, die Gott mit uns gegangen ist, ganz und völlig erkennen. Jetzt müssen wir immer wieder sagen: „Ich liebe dich, doch nicht soviel, als ich dich gerne lieben will“ Dann dürfen wir Jesum sehen, Gott schauen, in seiner Liebe wahrhaft selig sein und darum soll unsere Bitte die bleiben: „Geuß aus auf uns den Geist, dadurch die Liebe fleußt in die Herzen!“ Amen!

Psalm 119, 89–104. Lied: 294, 1. 2. 4. 5. 8. 18.





9. Stunde
am Dienstag, den 28. November nachmittags 4 Uhr.
Lied 323, 1. 5. 6. 8. Psalm 26. Kollekte 223. 49.

Wie hoch Gott den Menschen gestellt, wie wert er ihn geachtet hat, das tritt uns auf die mannigfaltigste Weise entgegen. Wir sehen es auf dem Gebiet der Schöpfung. Im 8. Psalm wird des näheren ausgeführt, wie Gott zwar seinen Ruhm ausbreitet über den Himmel, wie Mond und Sterne am nächtlichen Himmel seine Ehre verkündigen, wie er aber doch den schwachen geringen Menschen über alles hochgestellt hat, er hat ihn, wie es dort wörtlich heißt, nur wenig unter Gott gestellt, hat ihn zum Herrn gemacht über seiner Hände Werk, alles hat er unter seine Füße getan. Wir sehen es aber nicht minder am Werk der Erlösung. So teuer sind die Menschen vor ihm geachtet, daß er um ihrer Errettung willen seinen Sohn dahingegeben hat in den Tod. So hoch hat sie unser hochgelobter Herr und Heiland geschätzt, daß er sie mit seinem kostbaren Blut teuer erkauft hat. Aber es läßt sich nicht minder ableiten aus dem Werk des heiligen Geistes. Was ist es doch auch Großes, Anbetungswürdiges, daß der ewige Gottesgeist in uns Menschen sein Werk hat, ja in uns Menschen, in unserem Geiste Wohnung nimmt. Er gibt unserem Geist Zeugnis