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kommt. Ja, wie der Glaube zustande kommt im Herzen, darüber kann man viel reden; denn die Wege Gottes sind auch da verschieden. Bei manchen trägt das Verlangen nach dem Heil mehr die Art des Forschens nach Wahrheit; andere suchen mehr Freiheit, Befreiung von der Knechtschaft der Sünde; bei andern ist es mehr das Suchen und Verlangen nach dem Frieden der Vergebung oder nach Kraft; aber schließlich gibt es in Wahrheit nur einen Weg, auf dem man allein zu Christo kommen kann: es ist der Weg der Buße und des Glaubens, den uns der Herr Jesus selber gezeigt hat. Johannes begann vorbereitend die Heilsverkündigung mit dem Ruf zur Buße: Aendert euren Sinn. Der Herr schließt sich an diesen Ruf seines Wegbereiters an, vervollständigt ihn aber nach Mark. 1 durch das Wort: „Das Reich Gottes ist herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“ Der Apostel Paulus hat dem Kerkermeister zu Philippi auf seine Frage nach der Seligkeit nur geantwortet – ebenso klassisch, ein für allemal klar und bestimmt ausgedrückt –: „Glaube an den Herrn Jesum Christum, so wirst Du und Dein Haus selig.“ Die Buße hat er nicht genannt, weil sie bei diesem Mann schon in stärkster Weise gewirkt war; denn zitternd fiel er Paulus und Silas zu Füßen, die er als Boten einer höheren Wahrheit, als Boten des Friedens erkannte. Als der Apostel in Milet jenen beweglichen Abschied nahm von den Aeltesten der Gemeinde von Ephesus, bezieht er sich darauf, daß er ihnen nichts verhalten sondern deutlich bezeugt habe, „beide, den Juden und Griechen, die Buße zu Gott und den Glauben an den Herrn Jesum Christum.“ Nur durch Buße kann man zum Glauben kommen; nur dann kann man die Liebe Gottes im ganzen und vollen Sinn, in ihrer ganzen Tiefe erfahren und erleben, wenn nicht nur ein Fragen, sondern ein starkes Verlangen in uns erwacht ist nach Gnade und Vergebung. Die Berufung führt zur Frage nach dem Heil, die Antwort gibt uns die Erleuchtung. Da sehen wir warum unsere Kirche von einer Ordnung des Heils redet. Nur wer berufen ist, wer die Berufung an sich hat wirken lassen, kann erleuchtet werden. Solche die noch gar nicht gelernt haben zu fragen nach dem Heil, die sich noch gar nichts um ihrer Seelen Seligkeit kümmern, die können nicht erleuchtet werden, obwohl sie Jahr um Jahr das Wort und Zeugnis hören, obwohl sie es von Jugend auf schon wissen vom Weg der Buße und des Glaubens. Die Erleuchtung gibt die Antwort auf die Frage nach dem Weg zur Seligkeit und stellt uns zugleich auf diesen Weg. Sie will uns zeigen, was wir von Natur sind und wie wir allein zum Heil kommen können. So erleuchtet uns denn der heilige Geist zuerst mit dem Gesetz, das hier seine wichtigste Stelle im Verlauf der Heilsordnung hat. Was es in der Heilsgeschichte sein sollte für Israel – eine Vorbereitung auf Christum, ein Zuchtmeister auf ihn hin, daß es