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Das rote Wasser erinnert an das „schwache“ Wasser am Schloß der Königinmutter des Westens.

38. Der König Mu von Dschou. Quellen: Liä Dsï, Mu Tiän Dsï Dschuan, Schen Siän Dschuan usw.

Mu von Dschou regierte von 1001 bis 946 v. Chr. An seinen Namen knüpfen sich die Geschichten von den wunderbaren Reisen ins ferne Westland, besonders zu der Königinmutter (Si Wang Mu). Si Wang Mu ist ursprünglich wohl der Name eines Stammes. Die Lautzeichen wurden dann dem Sinn nach ausgedeutet als „Königinmutter des Westens“ und so der Mythologie die Tür geöffnet, die sich an diese Göttin – die von manchen mit Juno identifiziert wird – knüpfte. Über die Pfirsiche der Unsterblichkeit, die sehr an die Äpfel der Hesperiden erinnern, vergleiche auch die Geschichte vom Affen Sun Wu Kung, Nr. 100.

39. Weibertreu. Quelle: vgl. Gin Gu Ki Guan.

Diese Geschichte von dem Philosophen Dschuang Dsï und seiner Frau ist eine ausschmückende Sage, die sich um die Stelle vom Tode der Frau Dschuang Dsïs (Dschuang Dsï Buch XVIII, 2) herumgerankt hat. Auch sonst sind Stellen aus Dschuang Dsï sagenhaft mit dem Text verwoben, so der bekannte Schmetterlingstraum (II, 12) u. a. Seine Frau war eine geborene Tiän. Das Haus Tiän regierte im Staate Tsi (Ostschantung) seit 379, nachdem es schon lange vorher die maßgebende Stellung im Staate usurpiert hatte.

Prinz von Tschu. Tschu war ein Staat im Süden des damaligen China.

40. Der König von Huai Nan. Quellen: Schen Siän Dschuan, Huai Nan Dsï usw.

Der König von Huai Nan hieß Liu An. Er stammte aus der Familie der Handynastie. Viel beschäftigte er sich mit Magie und zog eine Menge Magier an seinen Hof, deren Arbeiten in dem unter seinem Namen gehenden philosophischen Werk vereinigt sind. Er lebte zur Zeit des Kaisers Wu (vgl. Nr. 37). Da dieser keine Nachkommen hatte, ließ sich Liu An in eine Verschwörung ein, die aber entdeckt wurde. Im Jahre 122 v. Chr. gab er sich infolge davon selbst den Tod. Unser Märchen zeigt die sagenhafte Umbildung dieser Ereignisse.

41. Der alte Dschang. Vgl. Schen Siän Dschuan.

„Ehevermittlerin“: Zur Eheschließung ist nach chinesischer Sitte – die sich mit der Sitte anderer orientalischer Völker deckt – eine Vermittlung zwischen den beiden Familien unbedingt nötig. Es gibt ältere Frauen, die sich gewerbsmäßig diesem Berufe widmen.

42. Der gütige Zauberer. Vgl. Tang Dai Tsung Schu, Schen Siän Dschuan u. a.

Kupferstücke: Gemeint sind die alten chinesischen Kupfermünzen, die in der Mitte durchbohrt sind und an Schnüren zu 500 bzw. 1000 angereiht zu werden pflegten. Ein solcher Strang repräsentiert etwa den Wert von einer Mark. Eine Million sind also je nach der Rechnungsweise 1000–2000 Mark. Der Geldwert im alten China war jedoch wesentlich höher als heutzutage.

Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 395. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_395.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)