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Der sagte lachend: „Ich glaube, ich werde wohl mit ihm mich um die Wette verwandeln müssen. Es wird besser sein, wenn Ihr das Himmelsnetz wegnehmt, daß es beim Kampfe nicht stört.“ Dann bat er den Li Dsing, sich im Luftraum aufzustellen mit dem Geisterspiegel in der Hand, damit, wenn der Affe sich unsichtbar mache, man ihn mit dem Spiegel auffinden könne. Nachdem er das alles abgemacht, trat Yang Oerlang mit seinen Geistern vor die Höhle zum Kampf.

Der Affe sprang heraus, und wie er den starken Helden mit seinem dreizinkigen Speere vor sich stehen sah, da fragte er ihn: „Wer bist du denn?“

Jener sprach: „Ich bin Yang Oerlang, der Enkel des Himmelsherrn.“

Da sprach der Affe lachend: „Ja, ja, jetzt fällt mirs ein: Seine Tochter hat sich ja einmal heimlich zu einem Herrn Yang gesellt und ihm einen Sohn geboren. Das bist wohl du?“

Yang Oerlang ergrimmte und fuhr mit seinem Speere auf ihn los. Nun gab es einen heißen Kampf. Dreihundert Gänge taten sie vergeblich. Da verwandelte sich Yang Oerlang in einen Riesen mit schwarzem Gesicht und rotem Haar.

„Nicht übel,“ sagte der Affe, „aber das kann ich auch.“

So setzten sie denn in dieser Gestalt den Kampf fort. Die Paviane des Affen gerieten in große Angst. Die Tier- und Pflanzengeister des Yang Oerlang setzten den Affen hart zu. Die meisten erschlugen sie; die andern verkrochen sich. Als der Affe das sah, ward er unruhig in seinem Herzen. Er zog das Zauberbild wieder ein, nahm seine Stange zu sich und entfloh. Yang Oerlang war ihm hart auf den Fersen. Der Affe in seiner Not steckte die Stange, die er zur Nadel verwandelt hatte, ins Ohr, verwandelte sich in einen Sperling und flog auf den Gipfel eines Baumes. Yang Oerlang, der ihm eben auf den Fersen war, verlor ihn plötzlich aus den Augen. Aber mit scharfen Augen erkannte

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 378. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_378.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)