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aus und fuhr auf einer Wolke nach Hause zurück.

Nun versammelte er sein Volk um sich und zählte es. Es waren im ganzen siebenundvierzigtausend. Sie brachten den ganzen Berg in Angst und alle Zaubertiere und Geisterfürsten darauf. Aus zweiundsiebzig Höhlen kamen sie herbei und ehrten ihn als ihr Haupt.

Eines Tages sprach der Affenkönig: „Ihr habt nun alle Waffen; aber dieses Messer, das ich dem Teufelsfürsten abgenommen, ist mir zu leicht, es paßt mir nicht mehr. Was ist zu tun?“

Da traten die vier Paviane hervor und sprachen: „Bei Eurer Geisteskraft, o König, werdet Ihr auf der ganzen Welt keine brauchbaren Waffen finden. Könnt Ihr wohl durchs Wasser wandeln?“

Der Affenkönig sprach: „Alle Elemente sind mir untertan, und es gibt keinen Ort, wo ich nicht hin könnte.“

Da sagten die Paviane: „Das Wasser hier an unsrer Höhle führt ins große Meer zum Schloß des Ostmeerdrachens. Wenn Ihr solche Zauberkraft besitzet, mögt Ihr zum Drachenkönig gehen und von ihm Euch eine Waffe geben lassen.“

Der Affenkönig wars zufrieden, sprang auf die Eisenbrücke und sagte einen Zauberspruch. Dann stürzte er sich in die Wellen, die sich vor ihm teilten, und lief bis zum Wasserkristallpalast. Da traf er einen Triton; der fragte, wer er wäre. Er nannte seinen Namen und sprach: „Ich bin der nächste Nachbar des Drachenkönigs und komme, ihn zu besuchen.“ Der Triton meldete ihn im Schloß, und der Drachenkönig des Ostmeers kam eilig heraus, ihn zu empfangen. Er ließ ihn sitzen und wartete ihm mit Tee auf.

Sun Wu Kung sprach: „Ich habe geheime Weisheit erlernt und die Kraft der Unsterblichkeit erlangt. Ich habe meine Kinder im Waffenhandwerk eingeübt, um unsern Berg zu beschützen; aber ich habe selber keine brauchbare Waffe und komme daher, um bei Euch eine zu entlehnen.“

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 363. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_363.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)