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umringten den Teufelskönig von allen Seiten, zerrten ihn an den Kleidern und packten ihn an den Beinen, bis er schließlich der Länge nach zu Boden schlug. Dann trat Sun Wu Kung selber hervor, riß ihm sein Messer aus der Hand und spaltete ihm den Kopf, wie man eine Melone zerteilt. Dann drang er in die Höhle ein und befreite seine gefangenen Kinder. Er zog die verwandelten Haare wieder an sich, machte Feuer und verbrannte die Nierenhöhle ganz und gar. Dann nahm er die befreiten Affen zu sich und fuhr mit ihnen im Sturmwind in seine Höhle auf dem Berg der Blumen und Früchte zurück, von allen Affen freudig begrüßt.

Seit Sun Wu Kung das große Messer des Teufelskönigs hatte, exerzierte er täglich seine Affen ein. Sie hatten hölzerne Schwerter und Bambuslanzen und machten ihre Kriegsmusik auf Rohrpfeifen. Er ließ sie ein Lager schlagen, um so allen Gefahren entgegenzutreten. Plötzlich kam es ihm: „Wenn wir so unser Wesen treiben, könnten wir vielleicht einen Menschenkönig oder einen Tierkönig reizen, mit uns zu kämpfen, und wir mit unsern Holzschwertern und Bambuslanzen wären ihm nicht gewachsen.“ „Was tun?“ sprach er zu seinen Affen. Vier Paviane traten vor und sagten: „In der Hauptstadt des Aulai-Reichs sind Krieger ohne Zahl. Dort gibts auch Kupfer- und Eisenschmiede. Wie wärs, wenn wir Stahl und Eisen kauften und uns von jenen Schmieden Waffen schmieden ließen?“

Ein Purzelbaum, und Sun Wu Kung stand vor dem Stadtgraben. Er sagte zu sich selbst: „Die Waffen erst lang zu kaufen, ist doch gar zu umständlich. Lieber will ich einen Zauber spielen lassen und mir einige nehmen.“ So blies er auf die Erde. Da entstand ein wilder Sturmwind, daß Sand und Steine vor ihm herflogen und alle Krieger in der Stadt aus Angst davonliefen. Dann ging er nach dem Zeughaus, riß sich ein Haar heraus, verwandelte es in Tausende von kleinen Affen, räumte alle Waffenvorräte

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 362. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_362.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)