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den Gräbern zu weilen. Wollt ihr nicht mit mir nach Hause kommen?“

Darauf packten sie ihre Sachen zusammen und kehrten heim. Seinem Freunde und seiner Familie wies er einen verlassenen Garten zur Wohnung an, den sie sorgfältig abschlossen. Nur wenn Kung und A-Sung kamen, wurde der Riegel geöffnet. Giauna und ihr Bruder spielten dann mit ihnen Schach, tranken Wein und plauderten wie Glieder einer Familie.

Der kleine Sohn des Kung hatte aber ein etwas spitziges Gesicht, das an einen Fuchs erinnerte, und wenn er durch die Straßen ging, so drehten sich die Leute um und sagten: „Fuchskind.“


95. Ying Ning oder die lachende Schönheit

Wang Dsï Fu aus Lo Tiän in Gü Dschou hatte als Kind seinen Vater verloren. Er war sehr begabt und bestand schon mit vierzehn Jahren sein erstes Examen. Seine Mutter hütete ihn mit Sorgfalt und ließ ihn nicht einmal alleine von Hause fort. Sie verlobte ihn mit einer geborenen Siau, die vor der Hochzeit starb. Es war noch keine neue Verbindung eingeleitet, da traf es sich, daß er am Laternenfest auf Einladung seines Vetters Wu mit diesem ausging, um sich ein wenig zu unterhalten. Vetter Wu wurde noch am Ausgange des Dorfes von einem Diener seines Vaters abberufen. Wang Dsï Fu aber beschloß, klopfenden Herzens, allein diesem Drängen von Wolken lustwandelnder Mädchen zu folgen. Vor ihm ging ein junges Mädchen mit ihrer Dienerin. Ihre Finger spielten an einem Mandelzweig. Keine andre kam ihr gleich an Schönheit. Man hätte ihr lachendes Antlitz fassen wollen. Wie gebannt sah er sie an, unbekümmert um die Neugierde der andern. Da enteilte sie lachend und sprach

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 307. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_307.jpg&oldid=- (Version vom 29.5.2018)