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Kung wollte mit; aber sein Freund riet ihm, in seine Heimat zurückzukehren.

Kung erwähnte die Schwierigkeiten; aber der Jüngling sagte: „Darum braucht Ihr Euch nicht zu kümmern! Ich werde Euch begleiten.“

Nach einer Weile kam der Vater mit A-Sung und schenkte ihm hundert Lot Gold. Darauf ergriff der Jüngling ihn und seine Frau bei der Hand und hieß sie die Augen zumachen. Dann gings im Sturmwind durch die Luft. Er merkte nur, wie ihm der Sturmwind um die Ohren sauste.

Nach einiger Zeit hieß es: „Nun sind wir da.“

Er öffnete die Augen und sah seine alte Heimat. Da wußte er, daß sein Freund kein menschliches Wesen war.

Fröhlich klopfte er an die Tür seines Hauses. Seine Mutter machte ihm auf, und als sie sah, daß er eine so hübsche Frau mitgebracht, da war sie hoch erfreut. Er wandte sich nach seinem Freunde um, doch der war schon verschwunden.

A-Sung diente nun ihrer Schwiegermutter mit großer Hingebung, und ihre Schönheit und Tugend waren weit und breit berühmt. Der junge Kung wurde bald darauf zum Doktor gemacht und erhielt ein Amt als Gefängnisaufseher in Schensi. Er nahm seine Frau mit sich; die Mutter aber blieb zu Hause, weil es ihr zu weit war. A-Sung gebar ihm einen Sohn.

Kung war jedoch mit einem durchreisenden Zensor in Unfrieden geraten. Er ward von ihm verklagt und seines Amts enthoben.

So trieb er sich eines Tages vor der Stadt umher; da begegnete er einem hübschen Jüngling, der auf einem schwarzen Maultier ritt. Als er genau zusah, wars sein alter Freund. Lachend und weinend fielen sie sich in die Arme, und der Jüngling führte ihn in ein Dorf. Inmitten dichter Bäume, die einen tiefen Schatten gaben, stand ein Haus, dessen Stockwerke bis in die Wolken ragten. Man sah auf den ersten Blick, daß es eine vornehme Wohnung war.

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_304.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)