Seite:Wilhelm ChinVolksm 282.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Zeit erreichte er geheimen Sinn und wurde Buddha genannt.

Zur Zeit des Kaisers Ming Di der östlichen Handynastie erblickte man im Westen einen goldenen Glanz, der dauernd blitzte und leuchtete.

Eines Nachts träumte dem Kaiser, daß er einen goldenen Heiligen, zwanzig Fuß hoch, mit geschorenem Haupt und nackten Füßen, in indischen Kleidern eintreten sah, der zu ihm sprach: „Ich bin der Heilige aus dem Abendlande. Meine Lehre soll im Morgenlande ausgebreitet werden.“

Als der Herrscher erwachte, wunderte er sich über diesen Traum und sandte Boten aus in die westlichen Länder, um nachzuforschen, was an der Geschichte sei.

Auf diese Weise kam die Lehre Buddhas nach China und nahm immer mehr an Einfluß zu bis auf die Zeiten der Tangdynastie. Damals waren vom Kaiser und König an bis herunter zu den Bauern in den Dörfern Weise und Toren gleichermaßen von Ehrfurcht vor Buddha erfüllt. Unter den letzten beiden Dynastien jedoch geriet die Lehre immer mehr in Verfall. Die Buddhistenmönche laufen heutzutage in die Häuser der Reichen, sagen ihre Sutren auf und beten gegen Bezahlung. Von den großen Heiligen der alten Zeit ist nichts mehr zu hören.

Zur Zeit des Kaisers Tai Dsung aus der Tangdynastie geschah es, daß einst große Dürre herrschte, also daß der Kaiser und alle Beamten überall Altäre errichteten, um Regen zu erflehen.

Da redete der Drachenkönig des Ostmeers mit dem alten Drachen der Milchstraße und sprach: „Heute bitten sie drunten auf der Erde um Regen, und der Herr hat die Bitten des Königs von Tang erhört. Morgen mußt du drei Zoll Regen fallen lassen.“

„Nein, ich muß nur zwei Zoll Regen fallen lassen“, sprach der alte Drache.

Also gingen die beiden Drachen eine Wette ein, und der,

Empfohlene Zitierweise:
Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_282.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)