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in der Nähe war und die Belästigungen unerträglich wurden, besprachen sich die Verwandten der Frau, in den Tempel des Kriegsgottes zu schicken und um Hilfe zu bitten.

Als der Fuchs das hörte, sagte er: „Euren Taoistenpapst und euren Kriegsgott fürchte ich nicht; ich fürchte nur den Nachbar Wang im Ostdorf, der mich mit seiner Peitsche einmal geschlagen hat.“

Das war den Leuten gerade recht. Sie schickten nach Ostdorf und machten dort den Wang ausfindig. Der nahm seine Ochsenpeitsche und trat ein.

Dann sprach er mit tiefer Stimme: „Wo, wo, wo? Ich bin dir schon lang auf der Spur. Jetzt hab ich dich endlich.“

Damit knallte er mit seiner Peitsche.

Der Fuchs fauchte und fuhr durchs Fenster hinaus.

Über hundert Jahre erzählte man sich von dem sprechenden Fuchs am Turmberg. Da kam einst ein geschickter Schütze in die Gegend, der sah ein Tier wie einen Fuchs mit einem feuerroten Fell, das auf dem Rücken graumeliert war; das lag unter einem Baum. Er legte an und schoß ihm einen Hinterfuß ab.

Da sprach es mit Menschenstimme: „Durch meine Schlafsucht habe ich mich in diese Gefahr gebracht; aber niemand kann seinem Schicksal entgehen. Wenn du mich fängst, so bekommst du für mein Fell höchstens fünftausend Kupferstücke. Willst du mich nicht lieber loslassen? Ich will dirs reichlich vergelten, daß alle deine Armut ein Ende hat.“

Aber der Schütze hörte nicht darauf, sondern schlug das Füchslein tot. Dann zog er ihm die Haut ab und verkaufte sie, und richtig bekam er fünftausend Kupferstücke dafür.

Von da an hatte der Spuk ein Ende.

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_183.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)