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und errichteten daselbst einen großen Tempel, der einem hohen Würdenträger zum Schutze anvertraut wurde. Alles ist genau so wie an dem kaiserlichen Tempel in Peking.

In diesem Tempel sind Dreifüße und Opfergefäße aufgestellt: alle aus Gold, Silber und Edelsteinen gemacht, die viele Millionen wert sind. Die Diebe tragen wohl großes Verlangen nach ihnen; aber sie kommen nicht heran.

Unter dem Kaiser Hiän Fong lebten drei mächtige Räuber, die konnten über die Dächer fliegen und an den Wänden auf- und abgehen. Wenn sie jemand überraschte, so bliesen sie ihm einen giftigen Rauch ins Gesicht, daß er bewußtlos wurde.

Die brachen bei Nacht im kaiserlichen Tempel ein und stahlen von dem Altar goldene Räuchergefäße, Nephritschalen und silberne Schüsseln. Sie bargen sie an ihrem Busen und kletterten damit die Mauer wieder hinauf.

Da sahen sie einen weißbärtigen Greis auf dem Dachfirst des Tempels sitzen. Der deutete mit der Hand nach ihnen. Da mußten die drei rittlings auf der Mauer sitzen bleiben und konnten nicht herunter. Die Beine waren ihnen wie angenagelt.

Als der Morgen dämmerte, fand sie der Tempelaufseher, Er ließ sie herunterholen und verhören. Da gestanden sie, was sich zugetragen hatte. Der Vorsteher des Tempels machte darauf einen Bericht an den Hof und erhielt die Antwort, daß dem Fuchs eine Opferstelle gewährt werden solle.

Seitdem tut er große Wunder. Er erhielt allmählich den höchsten Beamtenknopf und die gelbe Reitjacke.

In der Mandschurei sind allenthalben Tempel und Bilder für ihn errichtet. Er wird dargestellt als ein würdiger, hoher Mandschubeamter. Die Leute, die dort um Gewährung von Glück und Abwendung des Leides bitten, sind so zahlreich, daß sie sich auf den Fersen drängen und sich mit den Ellbogen stoßen. Im Tempelhofe steht ein großer

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Richard Wilhelm: Chinesische Volksmärchen. Eugen Diederichs, Jena 1914, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_ChinVolksm_180.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)