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daß wir einigermaßen begreifen, wie nichtssagend ein Schlagwort wie die κοινή ist, wenn wir mit ihm an den Reichtum und die Gegensätze in der Literatur des Hellenismus gehen. Die bombastische Inschrift des Antiochos von Kommagene hat die Klauseln des Hegesias, aber sie strebt das Fortissimo der Erhabenheit an. Mit den drei σχήματα oder χαρακτῆρες oder γένη (es ist praktisch ziemlich einerlei, welcher Terminologie man folgt) kommt man nicht aus. Die rhodische Rhetorik, die wir bei dem auctor ad Herennium finden, reicht auch nicht, so unentbehrlich sie ist. Die Gerichtsrede, für die Hermagoras allein etwas bedeutet, kennen wir vollends nicht.

Sehen wir zuletzt noch die Geschichtsschreibung an, so leuchtet wenigstens so viel ein, daß nicht alle in ihr eine Aufgabe des Rhetors fanden, wie es im vierten Jahrhundert geschehen war. Ein alter Verwaltungsbeamter wie Hieronymos, ein Staatsmann wie Arat, würde gar nicht imstande dazu gewesen sein. Daß sie gleichwohl schrieben, daß die Fähigkeit zum Schreiben ganz weit verbreitet war, ist die Hauptsache, wie es geschah, aber damit durchaus nicht gesagt. Nur ist immer vorauszusetzen, daß keiner schrieb, wie er im Leben sprach, aber auch keiner ein klassisches Muster nachahmte. Vom Stile der Duris, Phylarchos, Timaios sogar haben wir kaum eine schattenhafte Vorstellung. Polybios und Poseidonios sind im Wollen und Können ganz verschieden, obwohl beide von allen archaistischen Anwandlungen frei sind, also manches zulassen, was dem Klassizisten ein Vulgarismus ist. Poseidonios ist ein geistvoller Mann und ein Künstler. Daß Polybios zum Schriftsteller nicht geboren war, darüber darf uns die Dankbarkeit für das Viele und Große nicht hinwegtäuschen, das wir ihm inhaltlich verdanken. Er hat es sich auch nicht träumen lassen, daß er zum Historiker werden sollte, wenn er auch eine Biographie als Nekrolog für Philopoimen verfaßte. Die unfreiwillige