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sich von den attischen Gattungen abkehrt. Diese Stile gilt es erst einmal einzeln zu fassen. Das ist schwerer, aber nicht minder wichtig, als die absterbenden Mundarten und das Halbgriechisch der Barbaren zu untersuchen, obgleich meine flüchtige Übersicht auch dazu anfeuern möchte. Hier empfinde ich meine Unzulänglichkeit auf das stärkste, aber eben darum weise ich auf das hin, was uns fehlt.

Nehmen wir einmal Epikur, der ist zwar ein Athener, aber zu den Attikern oder den Klassikern hat ihn niemand je gerechnet. Er kann zwar den Brief an Menoikeus ganz nach dem rhetorischen Rezept in wohlgerundeten Perioden mit Antitheta und Parisa schreiben, vielleicht mit völliger Vermeidung des Hiatus; aber das ist Ausnahme. Aus den Briefen haben seine Gegner gewaltsame Neubildungen und verstiegene Wendungen aufgegriffen, und ich gestehe, daß mir in dem Briefe an Pythokles recht vieles unverständlich bleibt, in den Resten des Hauptwerkes erst recht, und das kann nicht allein an der Verstümmelung liegen. Er ist ein eigenwilliger Schriftsteller und doch so bedeutend, daß er eine eingehende stilistische Behandlung verdient, zu der eine vollständige Aufnahme seines Sprachschatzes gehört, wie sie jetzt jeder wertlose Papyrusfetzen findet. Dann sein Enkelschüler Polystratos, ein nachlässiger Schriftsteller, der sich endlos wiederholt, aber nur die Wortwahl, die hier ein Index zu übersehen gestattet, bringt Modernes. Sonst dürfte es schwer fallen, die sprachlichen Erscheinungen aufzuzeigen, welche für die κοινή als bezeichnend gelten. Das gilt erst für Philodemos; da besitzen wir in Crönerts Memoria Herculanensis eine sehr dankenswerte grammatische Arbeit, die aber zum Teil die Gewohnheiten der Schreiber angeht. Syntax und Stil fordern noch eine zusammenfassende Darstellung, damit die Ergänzung eine größere Zuverlässigkeit erlangt; es wird sich dann auch über die Verfasserschaft anonymer Rollen sicherer urteilen lassen. Es ist ja damit