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haben, als sie aufhörten, ihren Dialekt zu schreiben; das Land war in den Kriegen Sullas ganz verwüstet und entvölkert; künstlicher Dialekt ist schon damals unverkennbar, wenn so etwas wie ῥαψαϝυδός geschrieben wird. In dem Bunde der Achäer ist eine Art dorischer Gemeinsprache ausgebildet, an die sich auch die Ätoler, Messenier und Eleutherolakonen gehalten haben; dem wird die gebildete Umgangssprache entsprochen haben, aber es ist nur der Vokalismus und etliches in den grammatischen Formen von der panhellenischen Sprache verschieden. Diese Sprache dringt über die Grenze nach Arkadien, dessen niemals ganz einheitlicher Dialekt sich früh zersetzt[1]. Es ist für das von Epaminondas geförderte Streben nach einer Einigung der Arkader bezeichnend, daß die μύριοι attisch geschrieben haben[2]. Das alte Sparta hatte nicht geschrieben; die Urkunden sind nach seinem Untergang teils achäisch-dorisch, teils attisch; aber im Volksmunde hielt sich die alte Mundart, natürlich immer mehr verwildert. Die erhaltenen Glossen sind noch aus vorchristlicher Zeit; einiges holte die Romantik des zweiten und dritten Jahrhunderts mit der spielerischen Erneuerung der alten ἀγωγά für die Knaben wieder hervor[3]. Die kretischen Urkunden hellenistischer Zeit sind von Einflüssen der Schriftsprache ziemlich frei[4]; Fehler, die sie erzeugt, sind der stärkste Beweis für die kretische Unbildung, und die kretische Zwietracht sorgt dafür, daß kein

  1. Bezeichnend besonders die eben darum schwer herstellbare Urkunde von Stymphalos IG V 2, 357.
  2. Beschluß für Phylarchos IG V 2, I.
  3. Das Tzrakonische, das auf diese Sprache zurückgeht, nun durch Deffner in letzter Stunde für die Wissenschaft gerettet, läßt uns ahnen, daß das Landvolk auch in Arkadien und Elis noch Reste der alten Dialekte bewahrte, als Pausanias den Peloponnes bereiste, dem die Verständigung mit den illiteraten Bauern schwer gewesen sein wird. Außer den römischen Kolonien Korinth und Patrae war alles schon in tiefem Verfall.
  4. In Itanos herrschen die Ptolemäer; da schreibt man panhellenisch.