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Korrespondenz der höheren Beamten der ersten Ptolemäer, mit der man die offiziellen διαγράμματα der königlichen Kanzlei vereinigen mag. Wir brauchen eine handliche Sammlung, die sich um die Zenonpapyri gruppieren mag, unter Euergetes I. aber nicht herabgehen[1], damit die Sprache des dritten Jahrhunderts rein herauskomme.

Das gut kenntliche Übersetzergriechisch des römischen Senates steht nicht höher als das der rohesten Bibelübersetzer, aber die Formen sind trotzdem während der Republik beibehalten. Die Briefe der vornehmen römischen Beamten stehen höher, schon weil sie gleich griechisch abgefaßt sind. Zwischen Antonius und Augustus fällt die Abwendung von dem „asianischen“ Stil. Offenbar hat der Schulunterricht bereits Anleitung zum Briefschreiben gegeben, wie er es schon bei den Ägyptern getan hatte. Vornehme Sprache in künstlichen Perioden ward gefordert. Musterbriefe sind in Memphis erhalten, und Wilcken[2] sagt treffend, daß sie ebensogut aus einem anderen Königreiche stammen könnten. Gern vergleicht man damit die Widmungsbriefe, welche Apollonios von Perge den Büchern seiner Κωνικά vorausgeschickt hat, denn ihr Stil kontrastiert scharf mit seiner wissenschaftlichen Prosa. Nach dem formelhaften und doch besonders abgetönten Eingange folgt bald eine ungeheure Periode, die aber glatt und übersichtlich abläuft. Die Sprache ist in allem hellenistisch, Hiatus nicht vermieden[3]. Die Verwandtschaft mit den Urkunden, die

  1. Die Rosettana ist Übersetzung aus dem Ägyptischen.
  2. Urkunden der Ptolemäerzeit I 622 Nr. 144. 145.
  3. Ich setze den Anfang des ersten Briefes her, weil er vielen fern liegen dürfte und besonders charakteristisch ist. Ἀπολλώνιος Εἰδήμωι χαίρειν. Εἰ τῶι τε σώματι εὖ ἐπανάγεις καὶ τὰ ἀλλὰ κατὰ γνώμην ἐστί σοι, καλῶς ἂν ἔχοι. μετρίως δ’ ἔχομεν καὶ αὐτοί. καθ’ ὃν δὲ χρόνον ἤμην μετὰ σοῦ ἐν Περγάμωι, ἐθεώρουν σε σπεύδοντα μετασχεῖν τῶν πεπραγμένων ἡμῖν Κωνικῶν, πέπομφα οὖν σοι τὸ πρῶτον βιβλίον διορθωσάμενοι, τὰ δὲ λοιπά, ὅταν εὐαρεστήσωμεν, ἐξαποστελοῦμεν. οὐ γὰρ ἀμνημονείν οἴομαι σε παρ’ [35] ἐμοῦ ἀκηκοότα, διότι τὴν περὶ ταῦτα ἔφοδον ἐποιησάμην ἀξιωθεὶς παρὰ Ναυκράτους τοῦ γεωμέτρον, καθ’ ὃν καιρὸν ἐσχόλαζε παρ’ ἡμῖν παραγενηθεὶς εἰς Ἀλεξάνδρειαν, καὶ διότι πραγματεύσαντες αὐτὰ ἐν ὀκτὼ βιβλίοις ἐξ αὐτῆς μεταδεδώκαμεν αὐτά, εἰς τὸ σπουδαιότερον διὰ τὸ πρὸς ἔκπλωι αὐτὸν εἶναι οὐ διακαθάραντες, ἀλλὰ πάντα τὰ ὑποπίπτοντα θέντες ὡς ἔσχατον ἐπελευσόμενοι, καὶ ἐπεὶ συμβέβηκε καὶ ἄλλους τινὰς τῶν συμμεμιχότων ἡμῖν μετειληφέναι τὸ πρῶτον καἢ τὸ δεύτερον βιβλίον πρὶν ἢ διορθωθῆναι, μὴ θαυμάσηις, ἐὰν περιπίπτηις αὐτοῖς ἑτέρως ἔχουσιν.