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der Geschichte verächtlich dasteht, waren jene von dem Bischofe vorgetragenen Umstände, auch ohne ferneren Beweis, so wichtig gewesen, daß er von seinen Räthen die größtentheils aus Geistlichen bestanden, und die der gewandte Florenz leicht auf seiner Seite hatte, ohne Schwierigkeiten verleitet werden konnte, gegen einen Fürsten, selbst ohne dessen Vertheidigung zu hören, die hohe Reichsacht auszusprechen, der nicht nur Unterthanen des Reichs geplündert, festgenommen und erschlagen, sondern der auch dadurch ein noch größeres Verbrechen begangen, daß er es gewagt hatte, die Verfügungen der goldenen Bulle, deren sich dieser schwache Kayser bekanntlich mit vieler Eitelkeit als eines höchst wohlgerathenen Kindes, rühmte und annahm, durch Wort und That mit Füßen zu treten. Indeß leuchtete es doch Manchen, besonders Unbefangenen, die näher die Sache ins Auge faßten, ein, daß jener öffentlich von dem Bischofe angegebene Grund, nicht der einzige, hauptsächliche seines Verfahrens seyn könne; daß vielmehr auch noch andere Umstände, dieß zu bestimmen, mitwirken müßten. Welche dieß waren, darüber war man in höchster Ungewißheit, obgleich man wohl vermuthete, daß sie in dem persönlichen, vertrauteren Verhältnisse der beyden ehemaligen Freunde liegen dürften. Wir glauben, in dem Obigen bereits eine nähere Andeutung derselben gegeben zu haben.

Obgleich der Graf Engelbert von der Mark, damals kayserlicher Marschall in Westphalen war, so hatte der Bischof Florenz es doch zu Wege zu bringen gewußt, daß nicht jenem, sondern ihm, die Exekution der kayserlichen Reichsacht aufgetragen wurde. Er zögerte jedoch, obgleich er schon lange im Besitze des

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_202.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)