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dann an ihren Vater. Mein Ohm, sprach er zu diesem, sendet mich in einer zwiefachen Angelegenheit zu Euch, Herr Burggraf. Einmal soll ich Euch verkünden, daß der alte Handelsherr Zurmühlen in Münster Klage wider Euch erhohen hat, wegen böslichen Ueberfalls und Erschlagung seines einzigen Sohns. Mein Ohm läßt Euch dabey sagen, daß das ganze Volk Münsters über diesen Vorfall im höchsten Grade erbittert ist, und laut von ihm Rache für das Blut des Erschlagenen fordert, und daß mein Ohm daher nicht mehr im Stande ist, Euch ferner zu schützen. Vorausgesetzt indeß, und das ist mein zweyter Auftrag, daß ich ihm günstige Antwort auf das Schreiben bringe, das er Euch heute Morgen gesandt hat.

Er sprach diese Worte mit einer unverhehlten Anmaßung, die durch seine widerliche Stimme und sein grinsendes Lächeln, womit er dann und wann Seitenblicke auf die junge Gräfin warf, noch empörender wurde. Die Zornmuskeln im Gesichte des Grafen zuckten, und nur mit Mühe hielt er sich. Doch antwortete er ihm gelassen: Was den ersten Gegenstand Eurer Sendung betrifft, so ist die Erschlagung des jungen Zurmühlen gegen mein Wissen und Willen geschehen; ich kann daher um so weniger verantwortlich dafür seyn, als dieß Unglück wohl Niemanden mehr geschmerzt hat, als mich.

Der Herr, unterbrach ihn Wevelinghoven, ist immer für die Handlungen seiner Diener verantwortlich.

Wir wollen hierüber, fuhr der Burggraf fort, nicht ferner streiten. Denn am Ende bin ich Herr in

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_197.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)