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der junge Zurmühlen ein; Im Gegentheile war er ein feiger Schuft.

Ihr wißt, wie ich ganz allein vor Euch voraussprengte, als wir die edle Dame hier in Gefahr sahen. Aber dennoch, und obgleich er noch wohl ein halbes Dutzend Helfershelfer bey sich hatte, nahm er in größter Eile die Flucht, sobald er mich nur sah; so eilig, daß ich ihm nicht einmal einen Denkzettel mit auf den Weg geben konnte, so sehr mein gutes Schwert auch danach verlangte.

Ja, ja! sagte der kleine Rathsherr. Ich sagte es ja vorhin: Ein Räuber hat immer ein böses Gewissen, und daher nie guten Muth. Ihr lachtet; aber hat sich mein Satz denn nicht schon wieder bewährt? Dieser lange Kerl hatte Knochen, die kräftig genug waren; aber das Gewissen fehlte ihm! Und ich versichere Euch, laßt nur den Stromberger kommen, auch den werden wir in die Flucht schlagen.

Die Dame erbleichte plötzlich bey dem Namen des Strombergers, und stand zitternd neben dem jungen Zurmühlen, der sich an ihre Seite gedrängt hatte.

Ihr zittert, Fräulein! fragte dieser mit einem muthigen Lächeln. Fürchtet Euch nicht! Haben wir Euch gegen Einen Räuber beschützt, so werden wir auch gegen den Zweiten Euch vertheidigen können. Oder, fragte er schnell, war jener lange Räuber vielleicht der Stromberger?

Die Blässe des Mädchens machte einem hohen Erröthen Platz.

Nein! erwiderte sie langsam. Das war der Burggraf von Stomberg nicht!

Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_175.png&oldid=- (Version vom 23.2.2020)