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im Paderbornschen, der größte Theil des Amts Reckenberg im Osnabrückischen[1] und die Burg Krassenstein.

Stets geachtet und geehrt von ganz Westphalen, hatte das edle Geschlecht der Burggrafen von Stromberg geherrscht; als das Ende des vierzehnten Jahrhunderts plötzlich ihren Fall und Untergang sehen sollte. Der Burggraf Burchard war es, der die Reihe seiner Ahnen und eine edle Dynastie beschließen sollte. Durch eigne schwere Schuld, durch jenen Uebermuth, der, indem er der höchsten sittlichen und gesetzlichen Ordnung verderbend entgegentritt, laut das rächende Schicksal gegen sich selbst auffordert und so das Verderben, das er zuerst um sich her verbreitete, nun auf sein eigenes schuldiges Haupt zernichtend und zerstörend zurückwirft; und doch wieder mit jenem hohen Sinn, der indem er nur edlen großen Seelen eigen ist, einen entsetzlichen Hohn der höchsten Weltregierung uns dadurch anzudeuten scheint, daß diese gerade an ihm ihre verderbende Gewalt ausüben mußte. –

Es war an einem warmen Sommertage des Jahrs 1375, als ein stattlicher Zug von Reutern auf der Landstraße, welche damals von der Stadt Münster zu den Städten Lippstadt und Soest führte, und so die Verbindungsstraße zwischen dem nordwestlichen Deutschlande und den südlicheren Ländern bildete, langsam daher gezogen kam. Der Zug bestand aus Kaufleuten der Stadt Münster, welche nach Soest reisen wollten, um dort in Angelegenheiten der Hansa eine wichtige Berathung zu halten, und zugleich diese Gelegenheit

  1. Jetzt preußisch, wie die übrigen Theile.
Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_161.png&oldid=- (Version vom 29.12.2019)