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an zu hacken! Er aber entgegnete ihr: Hacke Du selbst! – Sie that dieß, und hackte in der Erde ein glänzendes Schloß los, an dem eine Kellerthüre befindlich war, die sich von selbst öffnete. Der Bürger ging hinein und sah nichts als Gold und Silber. Er packte alle seine Taschen voll. Die Jungfrau aber rief ihm zu: Vergiß das Beste nicht! – Er meinte, er solle blos das Gold nehmen und das Silber liegen lassen, und er griff daher blos nach dem Golde, und trat dann wieder heraus, und die Kellerthüre schlug hinter ihm zu. Da sprach seufzend die Jungfrau: Hättest Du auch den Schlüssel mitgenommen, so wäre ich erlöset, und Du der reichste Mann auf Erden! – Mit diesen Worten verschwand sie. Schloß und Kellerthüre hat man nie wiedergesehen; die Jungfrau aber geht noch oft um Mitternacht herum, und seufzt und weinet.

(Mündlich.)




XV.


Der Schatz in Wiedenbrück.


In der Stadt Wiedenbrück an der langen Straße, nicht weit von dem Langenbrückerthore, steht ein kleines Haus, hinter welchem sich ein großer Garten befindet. In diesem Garten hat früher ein Schloß gestanden, das aber zerstöret ist, in welchem vorzeiten ein alter Geizhals gewohnt hat, der Witwen und Waisen betrogen, und viel Geld zusammengescharret, und damit es ihm nicht gestohlen werde, in der Erde

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_119.png&oldid=- (Version vom 1.8.2018)