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XIII.


Die Springwurzel.


In der Nähe der Stadt Lübbecke bey Minden befindet sich in der Gebirgskette, die weiterhin die Porta Westphalica bildet, ein hoher, spitziger Berg, die Babildnie genannt. Oben auf der Spitze desselben hat im grauen Alterthume eine feste Burg gestanden, von welcher man jetzt nur noch einzelne Steine und Mauerstücke und die Spuren eines weitläufigen dreyfachen Walles findet. Die Burg hat dem tapferen Sachsenherzoge Wittekind gehöret, der sich gegen die Verfolgungen der Franken darauf geflüchtet hat. Er wurde hart von diesen bedrängt, und konnte ihnen zuletzt nicht mehr widerstehen, weshalb er die Burg Preis gab. Als nun die Franken die Burg nahmen, waren der Herzog mit seinem Weibe und seinen Kindern plötzlich verschwunden, und Niemand wußte, wohin sie gekommen. Nur Eine von seinen Töchtern war nicht mit fort, sondern in einem großen Keller unter der Burg geblieben, in welchem eine ungeheure Menge Schätze waren. Die Burg aber wurde von den Franken zerstört, und dabey die Prinzessin in dem Keller verschüttet. Dort muß sie nun sitzen und die Schätze bewachen. Wenn aber der Mond gerade um Mitternacht voll wird, dann darf sie heraus gehen, und wenn sie dann Jemanden findet, der mit ihr in den Keller gehet und die Springwurzel nimmt, die dort liegt, so

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H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_116.png&oldid=- (Version vom 29.12.2019)