Seite:Westphälische Sagen und Geschichten 070.png

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

als er endlich ankam, ob sein Herr, der Ritter Gervin von Volmestein, daheim sey.

Freylich! antwortete der Thurmwart, aber seit drey Tagen hat ihn Niemand gesehen; Ihr werdet ihn schwerlich sprechen können.

Und doch muß ich! erwiederte der Ritter mit fröhlicher Stimme. Ich bringe ihm frohe Botschaft; rufe Du ihn nur schnell herbey!

Er will Niemanden sprechen! entschuldigte der Knecht.

Allein der Ritter wurde ungeduldig. Rufe Du ihn! befahl er. Sage ihm, ein Ritter sey da, der ihm die froheste Kunde seines Lebens bringe.

Der Thurmwart ging. Nach wenigen Minuten kam die bleiche Gestalt Gervins wirklich heran, gestützt auf seinen Knappen. Was begehrt Ihr? fragte er den Fremden Ritter, ohne ihn anzusehen.

Ich bitte um freundliches Quartier, entgegnete dieser, für meinen Herrn und meine Gebieterin, die Euch, edler Ritter, heimsuchen wollen.

Und wer ist Euer Herr? fragte Gervin.

Mein Herr, erwiederte der Ritter, ist der edle Markgraf Diepolt von Vohburg, der dort nahet mit seiner Gemahlin, der schönen Gräfin Constantia, und mit vielen Rittern und Frauen, um Euch heimzusuchen auf Eurer Burg.

Allmächtiger Gott! rief der Ritter[WS 1] Gervin, und wurde bleicher, als ihn je Jemand gesehen hatte, und schlug sein Auge zum Himmel empor, als wenn er um Erlösung von einem schweren Schmerze flehen wolle. Aber auch der Knabe, auf dessen Schulter er sich stützte, wurde schneeweiß, daß in seinem schönen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Rittter
Empfohlene Zitierweise:
H. Stahl alias Jodocus Temme: Westphälische Sagen und Geschichten. Büschler'sche Verlagsbuchhandlung, Elberfeld 1831, Seite 070. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Westph%C3%A4lische_Sagen_und_Geschichten_070.png&oldid=- (Version vom 11.2.2020)