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211. Rammenau.

Ein weltbekanntes Dorf des östlichen Sachsenlandes ist Rammenau bei Bischofswerda, der Geburtsort des Philosophen Johann Gottlieb Fichte, der hier am 19. Mai 1762 als Sohn des Bandmachers Christian Fichte das Licht der Welt erblickte. Rammenau ist eine deutsche Gründung, die schon im Jahre 1228 in Urkunden Erwähnung findet. Die Schreibweise des Ortsnamens ist eine verschiedene gewesen. Man findet da die Namen: Rammenau, Rampna, Rammen, Ramnou. Heute noch wird der Ort im Volksmunde Rammen genannt, und es sagen die Leute: „Nach Rammen gehen.“ – Man deutet den Namen als „Widderau.“ –

Fichtes Wohnhaus in Rammenau.

Nach einer Zeichnung von Kantor Riedel.

Die Lage des Ortes ist eine liebliche. Rammenau liegt in einer freundlichen Talmulde, die nördlich vom Hochsteine, vom Mittel- und Tannenberge, östlich vom Burkauer Berge und vom Butterberge, westlich vom Huberts- oder Hubrigsberge und südwestlich vom Kleppsch und von der Schaudorfer Höhe umrahmt wird. Nach Süden hin ist die Talmulde geöffnet. Den Ort berühren zwei Bäche, nämlich die vom Sibyllensteine kommende Gruna und die Ramnitzbach, die von Westen in die Gruna fließt. Einen besonderen Schmuck bilden einige seenartige Teiche.

In frühesten Zeiten war die nähere Umgebung Rammenaus recht sumpfig. In einer Urkunde aus dem Anfange des 13. Jahrhunderts, welche über die ehemalige Grenze zwischen dem Königreiche Böhmen und dem Bischofstume Meißen berichtet, heißt es:

„– von dannen mitten in den Pfuhl, welcher ist zwischen Ramnau und Gießelbrechtsdorf (Geißmannsdorf).“ – Dieser Pfuhl war ein weitausgedehnter See, der zum größten Teile mit den Jahren entwässert wurde und heute noch einen umfangreichen Teich bildet. –

Rammenau war ehedem ein Rittersitz und gehörte mehrere Jahrhunderte hindurch den mächtigen Burggrafen von Kamenz. Die Burg Rammenau war eine Wasserburg, von der noch in der Nähe des heutigen Schlosses

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 493. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_493.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)