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zu sammeln. Die Frucht dieser Forschung war die im Jahre 1786 bei Carl Craz in Freiberg erschienene Chronik, die folgenden Titel hat:

„Geschichte und Beschreibung des Chursächsischen Amts Hohnstein mit Lohmen, insbesondere der unter dieses Amt gehörigen

Stadt Sebniz, von

M. Wilhelm Leberecht Götzinger,

des Predigtamts Kandidat.“

Die Vorrede zu dieser Chronik lautet:

„So hätte ich denn diese Geschichte zur gesetzten Zeit, wie ich’s versprach, vollendet. Nie würde ich an die Ausarbeitung und Herausgabe derselben gedacht haben, wenn mich nicht einige Gönner und Freunde, die meine erste sehr geringe Sammlung sahen, hierzu ermunterten und die Liebe zu meinem Vaterlande den Entschluß hierzu nicht völlig zur Ausführung brachte. Ob ich mich nun gleich bemüht habe, der Vollständigkeit und Genauigkeit so nahe als möglich zu kommen, so empfinde ich es doch sehr, daß mein Buch nicht ohne Fehler ist. Indessen kann ich als Anfänger auf Nachsicht hoffen, und ich werde auch jede Belehrung gern annehmen, wenn sie gegründet und bescheiden ist. – Es würden in der alten Geschichte nicht so viele Lücken sein, wenn ich mehr Vorgänger gehabt, und die wenigen, welche hiervon etwas geschrieben, mehr geliefert hätten und z. Teil gründlicher gewesen wären. Weise gibt es in seiner Beschreibung von Hohnstein genug zu erkennen, daß er sein Buch sehr eilig zusammengeschrieben; Freiberg in seinen Abhandlungen von Schandau und Porschendorf sagt auch nicht viel; das beste und gründlichste sind noch die Nachrichten von Neustadt und Wehlen. Aus den Archiven konnte ich, was die alte Geschichte betrifft, auch sehr wenig nehmen, da sowohl das Amtsarchiv, als auch die Archive der Amtsstädte ausgebrannt sind.

Es könnte vielleicht Manchem zuwider sein, daß ich von Sebnitz viel, von den übrigen Amtsstädten hingegen wenig sage. Die Geschichte einer Stadt wollte ich nun einmal ganz ausarbeiten, und Sebnitz wählte ich hierzu, weil ich aus dem dasigen Archive die meisten Nachrichten erhielt, weil ich Gelegenheit hatte, zu ihrer Geschichte mehr als zu den übrigen zu sammeln, da ich mich einige Jahre dort aufhielt, und – weil es meine Vaterstadt ist. Die Geschichte aller Amtsstädte so vollständig auszuarbeiten, war nicht ratsam, da ich sonst eine Geschichte von vielen Bänden zu schreiben genötigt gewesen sein würde. – Uebrigens kann ich die Bereitwilligkeit nicht genug rühmen, mit welcher mich einige Gönner und Freunde bei meiner Arbeit unterstützt haben. Ich würde dem Verlangen, sie zu nennen, kaum widerstehen können, wenn ich nicht befürchte, ihre Bescheidenheit dadurch zu beleidigen. Ihnen statte ich hiermit den ergebensten und verbindlichsten Dank ab und wünsche, daß sie mir Gelegenheit geben, ihnen dafür wieder gefällig sein zu können. Hohnstein b. Stolpen, am 13. September 1786.“ –

Götzingers Chronik ist heute viel begehrt. Sie enthält wertvolle Nachrichten.

P. Götzinger lebt heute noch in der Erinnerung der ältesten Bewohner der Neustädter und Sebnitzer Gegend. Er hatte seine Heimat lieb, und er verdient es, nicht vergessen zu werden. Seine Grabstätte möchte auch ferner, wie bisher, gepflegt werden und erhalten bleiben.

Empfohlene Zitierweise:
Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 465. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_465.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)