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erhoben Gegenklage. Sie schilderten dem Kaiser die große Tyrannei, welche die Edelleute ausübten, berichteten ihm von der „unsäglichen, großen Gewalt“ der adligen Herren im Lande und schoben die Schuld des Aufruhrs, des „Tumultes und Aufstandes“, den Edelleuten einzig und allein zu. Das gewalttätige Regiment der Adeligen habe die Bauern veranlaßt, zur Selbsthilfe zu greifen. Der menschenfreundliche, leutselige Kaiser versprach Abhilfe. Er machte einige Zeit den stillen Beobachter. Dabei lernte er kennen, daß die adligen Herren nicht ohne Schuld waren. Deshalb ließ er, wie der Chronist berichtet, „derer von Adel Stoltz, Uebermut und Trotz strafen.“ – Nun hätten die wendischen Bauern sich beruhigen können, aber die Aufrührer fügten sich nicht. Sie legten die Waffen nicht nieder. Die aufständischen Bauern trieben es nach der beim Kaiser eingereichten Gegenklage auch weiter arg und verübten Frevel und Tyrannei wie zuvor. Deshalb sah sich der Kaiser genötigt, auch gegen die wendischen Bauern vorzugehen. Er schickte „800 Soldaten mit einem kleinen reissigen Zeuge ins Land.“ Doch des Kaisers Truppen wurden von den aufrührerischen Bauern in einem Städtchen eingeschlossen und belagert. Die Aufständischen drohten, die Stadt nun an allen Ecken und Enden in Brand zu stecken. Die Soldaten, um ihr Leben besorgt, machten in ihrer Verzweiflung einen Ausfall auf Leben und Tod. Das hatten die wendischen Bauern nicht erwartet. Sie waren deshalb auf diesen Angriff nicht recht vorbereitet und ergriffen die Flucht. Des Kaisers Truppen eilten ihnen nach und hieben und stachen nieder, wen sie erreichten. Es entstand ein schreckliches Würgen. Tausende der Aufrührer fanden ihren Tod. Gar schlimm erging es den Gefangenen. „Diese wurden als tyrannische Aufrührer gestrafft, gespiest, verbrannt, gevierteilet, gehenkt und andern zum Abscheu erschrecklich hingerichtet.“ –

Die aufständischen Bauern der Wendei hatten durch den Aufruhr nichts erreicht. Sie blieben von den Edelleuten nach wie vor abhängig und hatten sich dem Willen derselben zu fügen.

[Christian Heckel: Historische Beschreibung der Stadt Bischoffswerda, 1713. S. 191.]

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 411. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_411.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)