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168. Das Russengrab bei Pulsnitz.

Ungefähr 1,5 Kilometer östlich vom Pulsnitzer Schützenhause entfernt steht in der Nähe eines Teiches, 200 Schritte südlich von der nach Kamenz führenden Landstraße, eine etwa 100jährige Pappel. Neben derselben ist ein schmuckloses, zwei Meter hohes eisernes Kreuz aufgerichtet. An demselben befindet sich eine eiserne Gedenktafel mit einer verwitterten Inschrift. Man nennt diese Stätte das Russengrab, auf welches früher ein hohes Holzkreuz aufmerksam machte. Doch dasselbe hat man vor Jahren durch jenes eiserne Kreuz ersetzt. – Es ruht hier neben der Pappel ein russischer Soldat, ein braver Kamerad, der 1813 an diesem Platze fiel. Freunde begruben ihn daselbst und pflanzten auf dem Grabhügel, der heute eingesunken ist, ein schlichtes Holzkreuz. – Die Gedenktafel trägt folgende Inschrift:

Muß ich gleich liegen im fremden Feld,
So bleibt mir Gott ein treuer Held.
Muß ich gleich liegen im fremden Land,
So ist es mir doch keine Schand.
Und wer mein Grab beschädigen tut,
In dem fließt kein rechtschaffnes Blut.

Das Russengrab ist unversehrt geblieben bis auf diesen Tag. Man hielt die Ruhestätte des Fremdlings stets in Ehren. –

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 392. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_392.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)