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160. Das Steinkreuz auf dem Kirchhofe in Kittlitz.

Eine halbe Stunde von Löbau entfernt liegt an der Landstraße, die nach Weißenberg führt, das schmucke Kirchdorf Kittlitz. Das schöne Gotteshaus dieses Ortes wird von einem weiten Kirchhofe umgeben, der recht sehenswerte Grabdenkmäler aus vergangenen Jahrhunderten enthält. Rechts vom Haupteingange an der Westseite der Kirche steht auf dem alten Teile des Gottesackers eine uralte Linde, in deren ausgehöhltem Baumstamme gegen 10 Personen nebeneinander stehen können.

Die uralte Linde auf dem Kirchhofe zu Kittlitz, unter der sich das denkwürdige Steinkreuz befindet.

Das Alter dieser ehrwürdigen Linde wird auf 800 Jahre geschätzt. Unter derselben befindet sich nach Westen zu ein guterhaltenes Steinkreuz aus Granit. Es ist 1,25 m hoch und 30 cm stark. Auf der Westseite zeigt es in schwachen Umrissen eine schwertförmige Zeichnung. Ueber die Entstehung dieses Steinkreuzes erzählt das Volk folgendes: Ein Schulknabe stürzte beim Glockenläuten vom Kirchturme. Er kam jedoch glücklich unten an und zwar an der Stelle, da jetzt das Kreuz steht. Sein großer Mantel, der gleichsam als Fallschirm diente, sowie die ausgebreiteten Aeste der alten Linde, auf die er fiel, schützten ihn. Zur Erinnerung an dieses denkwürdige Ereignis wurde dieses Steinkreuz errichtet.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 383. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_383.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)