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Der Löbauer Berg endigt in zwei Kuppen, die durch einen Sattel verbunden sind. Die südwestliche Kuppe hat eine Höhe von 450 Meter und trägt den stattlichen Aussichtsturm. Die nordöstliche Kuppe wird der Schafberg genannt. Um den Gipfel desselben zieht sich ein mächtiger Steinwall von ungefähr 1000 Meter Umfang. Es ist der sehenswerte Schlackenwall, der vor Jahrtausenden eine Kultusstätte der früheren Bewohner der Löbauer Gegend war. Sein Alter schätzt man auf über 2000 Jahre. Daraus ist zu schließen, daß der Löbauer Berg bereits in den frühesten Zeiten den damaligen Bewohnern der Umgegend eine liebe Stätte war. – Der Schlackenwall auf dem Löbauer Berge ist drei bis sechs Meter breit und bis zwei Meter hoch. An der Westseite ist er höher als an der Nordseite. Er hat die Gestalt eines verschobenen Vierecks mit abgerundeten Ecken. Die nördliche Ecke des Schlackenwalles findet ihren Abschluß in der Nähe einer sehenswerten Felsenpartie, die man die Bautzner Kuppe nennt. Auch der Südwestecke des Schlackenwalles ist eine steile Felsengruppe vorgelagert. – Die von dem Steinwalle eingeschlossene Fläche beträgt ungefähr 4 Hektar. Der Schlackenwall auf dem Löbauer Berge ist der größte in ganz Deutschland. Es ist dieser Wall im Laufe vieler Jahre von Menschenhänden aufgebaut worden und zwar aus Basalt- und Nephelin-Doleritstücken. Im Innern des Walles sind diese Steine durch Feuereinwirkung verschlackt. Auffallend ist diese Verschlackung an der Westseite. Bei der Untersuchung des Schlackenwalles hat man allerhand Scherben und Knochensplitter, auch Steinbeile und Bronzegegenstände aufgefunden. Der von dem Steinwall eingeschlossene Raum ist mit einer dichten Humusschicht bedeckt, in der sich zahlreiche Scherben von Kochtöpfen befinden. Aus diesen Funden wird auch geschlossen, daß der Schlackenwall in frühester Zeit lange bewohnt und bebaut gewesen sein muß. Herr Bürgerschullehrer Hermann Schmidt in Löbau schreibt hierüber folgendes:

„Ganz besonders scheinen die Bewohner außer der Höhe den mehr windstillen Südabhang dazu benutzt zu haben. Um Garten- und Weideland zu verbessern, werden die Bewohner die Steine auf der bewohnten Seite aufgelesen und an den Rand geworfen, resp. aufgeschichtet haben, geradeso wie in der Niederlausitz die Leute heute noch die Steine vom Felde auflesen und an Garten-, Weg- und Waldrändern wallartig aufhäufen. – Warum sollte nicht ein in unsere Gegend eingewanderter Germane den schöngelegenen, fruchtbaren Schafberg als Wohnplatz gewählt haben, wo er für sein Vieh gewiß reichlich Futter fand und an dessen südwestlichem Abhange (im Sattel des Berges) es während des ganzen Jahres nicht am Wasser mangelte. Wurde im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte die Familie stärker und fehlte es oben am Raume und am Futter für das Vieh, so bezogen herangewachsene Söhne mit Frau und Kindern andere Höhen, kehrten aber zu den Familien- und Opferfesten zum Familienhaupte zurück, wodurch der Stammsitz zugleich Versammlungsort und Opferplatz wurde. Die Toten begrub man außerhalb des Wallkammes.“ –

Gewiß hat also der Löbauer Berg für die umwohnende Bevölkerung schon seit Jahrtausenden eine hohe Bedeutung gehabt. Das ist nicht nur aus den hier oben gemachten vorgeschichtlichen Fundgegenständen und aus der noch vorhandenen alten Kultusstätte auf dem Schafberge zu schließen, sondern auch aus den zahlreichen Sagen, die sich an den Löbauer Berg knüpfen. Ein lieblicher Sagenkranz umrankt den Berg, worauf auch die eine Inschrift oben am Aussichtsturme hindeutet. Im Kräutergärtlein am Löbauer Berge blüht alle hundert Jahre eine Wunderblume. Diese vermag aber nur

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 381. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_381.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)