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149. Der Teufelsstein bei Schwepnitz.

Die Endstation der Eisenbahn, welche von Dresden aus über Klotzsche nach Königsbrück führt, ist der durch seine Glasindustrie bekannte Ort Schwepnitz. Das aufstrebende Kirchdorf hat seit dem Jahre 1850 lebhaft sich entwickelt. Damals zählte Schwepnitz 32 Häuser mit ungefähr 220 Einwohnern, die nur mit Ackerbau und Viehzucht sich beschäftigten. Heute zählen die Schulkinder des Ortes allein 250, die von 3 Lehrern unterrichtet werden. Die Industrie hat den Ort zum Aufblühen verholfen. - Schwepnitz hat ein Rittergut. Dasselbe steht auf den Trümmern einer ehemaligen Burg, deren Bewohner im Mittelalter Wegelagerer gewesen sein sollen. Schwepnitz liegt in waldiger Gegend und an einer ehemals verkehrsreichen Landstraße, die von Sachsen nach Schlesien und Polen führte und noch jetzt diese Länder verbindet. Es fehlte demnach jenen Rittern vom Strauch keineswegs an Gelegenheit, ihr unsauberes Handwerk zu treiben.

In der Nähe von Schwepnitz befinden sich ergiebige Tongruben, die Brake genannt, die den Töpfereien in Königsbrück eine blauweiße Tonmasse liefern, aus der man in Königsbrück die so geschätzten Pfeifen- und Topfwaren bereitet. -

Nordwestlich von Schwepnitz erhebt sich eine kleine bewaldete Anhöhe mit einem Steinbruche. Man nennt diesen Hügel den Teufelsberg. Im Volksmunde wird die unscheinbare Höhe auch als das Teufelskanapee bezeichnet. Das soll nach der Sage die Stelle der Erde sein, auf welche der Teufel fiel, als er vom Himmel herabgestürzt wurde. Der auf dem Teufelsberge wahrnehmbare Eindruck wäre durch das Auffallen des Teufels entstanden. Alljährlich besuche nun der Teufel zur Erinnerung jenen Platz und zwar an dem Tage, an welchem er vom Himmel scheiden mußte. Er pflegt dann stundenlang auf dem harten Kanapee des Teufelsberges der Ruhe, und wer in jener Stunde dahin kommt, der kann den Obersten der Hölle mit zerbrochener Krone und mit zersplittertem Szepter sehen, dazu in derjenigen Tracht, welche er damals getragen hat.

Zwischen dem Teufelsberge und dem Dorfe Schwepnitz befindet sich eine einsame Wiese, die rings vom Nadelwald umrahmt wird. Sie führt den Namen „der Lugk“ oder „der Lug“. Hier soll es zu manchen Zeiten nicht ganz geheuer sein. Man weiß von mancherlei Spuk zu erzählen, der sich hier schon ereignet habe.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_357.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)