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Die Lage Königsbrücks muß als eine recht anmutige bezeichnet werden. Einen besonderen Schmuck bilden südlich vor der Stadt die in der Nähe des Bahnhofes liegenden Kasernengebäude im Ziegelrohbau. Das Städtchen macht auf den Fremden, der da vom Bahnhofe aus nach der Stadt wandert, einen recht freundlichen, einladenden Eindruck. Es wird die Stadt von Anhöhen lieblich umrahmt, obgleich sie sich selbst auf einer Anhöhe am rechten Ufer der Pulsnitz ausbreitet. Von verschiedenen Punkten aus kann die Stadt übersehen werden. Der schönste dieser Punkte ist auf dem Wege nach dem nordwestlich liegenden Dorfe Steinborn. Blickt man hier von der Höhe nach Königsbrück zu, so bildet der Keulenberg, die Zierde der ganzen Gegend, den Hintergrund der Stadt. Links zeigt sich das an der nach Kamenz führenden Landstraße im Jahre 1835 erbaute Schießhaus, rechts grüßen das schmucke Schloß und die Stadtkirche herauf. –

Mädchen-Stadtschule in Königsbrück um 1840.

Die Straßen des Städtchens sind breit und wohlgepflegt. Viele Häuser kehren noch der Straße den Giebel zu. Dadurch erhält das Stadtinnere mehr ein mittelalterliches Gepräge, wie es an solchen Landstädtchen uns stets so wohlgefällt. Noch im Jahre 1840 ragten von den Häusern da, wo die benachbarten Dächer aneinanderstießen, lange hölzerne Dachrinnen hervor, aus denen bei Regenzeiten das Wasser in Form eines Wasserfalles direkt auf die Straße sich stürzte und von manchem beim Begehen der Straßen recht unliebsam empfunden wurde. – Der Marktplatz bildet ein großes Viereck. An der Westseite steht das im Jahre 1802 unter dem wackeren Bürgermeister Rödelbach erbaute Rathaus. Außer dem Ratskeller im Untergeschoß des Rathauses liegen am Markte die vielbesuchten Gasthöfe „der Adler“, „der Hirsch“ und „der Schwan.“ –

Im Jahre 1490 wurde Königsbrück befestigt, es hat aber nie eigentliche Tore gehabt. Die Stadt hat, wie ehedem, noch heute 5 Gassen. Im Jahre 1837 zählte Königsbrück 226 Häuser mit 1500 Einwohnern. Damals gab

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 353. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_353.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)