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hören. – An der Bischofswerdaer Stadtkirche waren damals angestellt ein Pleban oder Pfarrer, ein Kapellan und mehrere Altaristen, desgleichen ein Schulmeister. –

Der Marktplatz in Bischofswerda. Im Hintergrunde die Stadtkirche.

Im Jahre 1429 brachen die Hussiten in der Bischofswerdaer Gegend ein, plünderten die Stadt und legten viele Gebäude in Asche, auch die Kirche blieb nicht ganz verschont. Dieselbe wurde aller Schätze und Heiligtümer beraubt, so daß nach dem Hussitenkriege das Wallfahrten hierher nachließ. Doch der Bischof Caspar von Schönberg verschaffte der ausgeplünderten Kirche St. Nicolai neue Heiligtümer und Reliquien. Da aber betraf die Stadtkirche ein neues Unglück. Im Jahre 1469, am Tage nach Bartolomäi, brach in Bischofswerda ein großes Feuer aus, das in wenigen Stunden die ganze Stadt nebst Kirche zerstörte. Aber Bischof Johann VI. von Salhausen ließ die St. Nicolaikirche zu Bischofswerda wieder von neuem aufbauen. Der Baumeister war Oßwald von der Oelsnitz. Im Jahre 1497 konnte die neue Stadtkirche eingeweiht werden, und Bischof Johann VI. wandte ihr und der Stadt viel „Gnade, Güte und Gunst“ zu, so daß auch das Wallfahrten nach hier wieder zunahm. Auch war es dieser Bischof, der eine besondere Kirchenagende von Gebeten, Kollekten, Gesängen und Lektionen für die Priester verordnete und solche auch in Bischofswerda einführte. Der Verfasser dieser Agende war der gelehrte und gottesfürchtige Mönch und Prior Andreas Proles zu Leipzig. – Obwohl die vom Bischof Johann VI. erbaute und geweihte Kirche kaum 100 Jahre stand, so sind doch in ihren Mauern noch „die Predigt des Evangeliums und die geistlichen Lieder Luthers und seiner Freunde vernommen worden.“ Längst hatte die Reformation auch unter der Bischofswerdaer Bürgerschaft viele Anhänger gefunden, nur die Nähe des seit 1539 in Stolpen für immer sich aufhaltenden Bischofs von Meißen und die tyrannische Willkürherrschaft des eifrig katholisch

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_313.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)