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Infolge der inselartigen Lage des Burgberges hat die Schwedenschanze hier oben vordem gewiß eine ganz bedeutende Rolle gespielt. Sie war sicherlich einst die Beherrscherin eines großen Teiles des Tales der Schwarzen Elster, die den westlichen Fuß des Burgberges bespült. Den Umwohnern bot der Burgberg eine sichere Zufluchtsstätte, und es dürfte Feinden schwer gefallen sein, die steilen Abhänge zu erklimmen und die hierher Geflüchteten aus ihrer Verschanzung zu verdrängen. –

Die Schanze auf dem Prietitzer Burgberge ist noch ein Rest aus den frühesten Jahrhunderten. Der Name „Schwedenschanze“ ist diesem Hügel doch nur erst in späteren Zeiten beigelegt worden. Zur Zeit der Völkerwanderung, dazu unfern von der uralten Heiden- und Heeresstraße gelegen, die bis zum Jahre 1100 der einzige gangbare Weg durch diesen Landstrich von Osten nach Westen war, mag die Schanze auf dieser Anhöhe eine bedeutendere Rolle gespielt haben und zwar von der vorchristlichen Zeit an bis in unsere Tage. Im Hussitenkriege, der ja bekanntlich auch bis in die Kamenzer Gegend seine Wellen schlug, flüchteten die Bewohner von Prietitz und den benachbarten Orten mit Hab und Gut auf den Burgberg und setzten die Anhöhe in Verteidigungszustand. Sie haben sich von hier oben aus auch tapfer gegen die hussitischen Plünderer und Mordbrenner geschlagen. Auch im 30jährigen Kriege bot der Burgberg gegen die plündernden und raubenden Horden eine willkommene Zufluchtsstätte und einen sicheren Schutz.

In dem Walle und dem Kessel der Schwedenschanze hat man wiederholt Urnenbruchstücke, Holzkohle und Aschelager entdeckt, weshalb man annimmt, daß die Höhe des Prietitzer Burgberges in alten Zeiten auch ein Opferplatz gewesen sein muß; denn noch im Mittelalter war der Burgberg, damals der Georgenberg genannt, ein vielbesuchter Wallfahrtsort, der, wie Preusker sagt, „wohl mit einer Kapelle versehen war, wobei die katholischen Stationen auf dem Wege herauf sehr gut angebracht werden konnten.“ Als das Christentum seinen Einzug in diese Gegend hielt, verwandelten die christlichen Priester den Burgberg in eine christliche Kultusstätte, da diese Anhöhe eine ganz besondere Lieblingsstätte der damaligen Bewohner im weitesten Umkreise war. Nach Preusker hält man den Ort, wendisch Pschiwiczizy, für das Priszez der Grenzurkunde vom Jahre 1213 und für das 1165 dem Stifte Meißen geschenkte Prezez, von dem auch damals die Kapelle angelegt worden sein wird.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_303.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)