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137. Die Schwedenschanze in Prietitz.

Zwei Kilometer nördlich von Elstra liegt das schmucke Dörfchen Prietitz. Mitten in diesem Dorfe erhebt sich an einer früher sehr verkehrsreichen Landstraße der Prietitzer Burgberg, der auf seiner Höhe eine noch sehr wohlerhaltene Schanze trägt, die der Volksmund allgemein als die Schwedenschanze bezeichnet. – Der Prietitzer Burgberg bildet eine etwas ungleichseitige pyramidenähnliche Anhöhe, zu der empor zum Teil sogenannte Schlangengänge führen. Nach Südwesten zu fällt der Burgberg fast senkrecht ab, und man blickt hinab in einen 30 Meter tiefen Felsengrund. Die Südostseite bildet eine steile Lehmwand. Der untere Umfang des Burgberges beträgt etwas über 300 Schritte, der obere Umfang nur etwa 150. Die Abhänge sind bewaldet, und die Oberfläche des Burgberges selbst ist zu einem Naturpark umgestaltet. Der Wall, welcher den Scheitel des Burgberges umzieht, ist ziemlich hoch, im Osten beträgt die Höhe 4–5 Meter. –

Prietitz um 1840.

Von dem Burgberg aus hat man nach Westen zu einen reizenden Blick. Unten ruht das idyllisch gelegene Dörfchen Prietitz mit seiner hübschen Kirche und dem grünumrahmten Schloß. Von drüben herüber grüßen die von Obstgärten umhegten Dörfchen Wohla, Welka, Boderitz, Ossel, Talpenberg, Dobrig und Rehnsdorf, das sogenannte Wohlaer Ländchen. Wie Alpendörfchen liegen sie am Ostabhange des Eulensteins, des Kälberberges und des Schwarzen Berges. Nach Süden hin schweift der Blick nach dem trauten Städtchen Elstra, nach Norden zu in die Kamenzer Gegend. Es ist ein so anziehendes Bild, daß man hier oben stundenlang weilen möchte. Der Prietitzer Burgberg gleicht einem Veilchen, das im Verborgenen blüht; denn noch wenig wird er gekannt und aufgesucht. Nach Osten hin ist der Ausblick durch die nahen Höhen freilich versperrt. –

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_302.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)