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fand aber schon vor Jahrtausenden in altheidnischer Vorzeit statt. Es war dieser Teich damals ein heiliger See, dessen Wasser den Göttern geweiht war und allerlei Krankheiten heilte. In den Hainen an dem Ufer wohnten heidnische Priester und Priesterinnen, welche die Opfernden empfingen und hinüber nach den Opferstätten auf den beiden Inseln des heiligen Sees auf Einbäumen fuhren. – In der Umgebung des heutigen Großteiches sieht man noch flache Hügel. In ihnen wurden Urnen aufgefunden, woraus man mit Recht schließt, daß in der Nähe des Heiligen Sees die Heiden dieser Gegend sich gern begraben ließen. Auch südlich vom Heiligen See, bei der heutigen Sandmühle auf Nebelschützer Flur, hat man wiederholt Urnen ausgegraben.

Der Name des Dorfes Baselitz, welches an den Heiligen See grenzt und jedenfalls eine uralte Ansiedelung ist, weist darauf hin, daß diese Stätte einst eine geweihte, eine heilige war. Das Wort Baslitz wird gewöhnlich von dem wendischen Worte „bos“ abgeleitet, das bedeutet „Holunder.“ Den Germanen, ganz besonders aber den Slaven, war der Holunder ein von den Göttern geweihter Strauch. – Ihn pflanzte man darum gern in der Nähe von Opfer- und Begräbnisstätten an. Ihm schenkten die heidnischen Vorfahren eine ganz besondere Aufmerksamkeit. Der Holunderstrauch wurde mit aller Sorgfalt gepflegt.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_296.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)