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einmal den Teufel necken. Sie warfen Steine in seinen Brei. Das hat er aber sehr übelgenommen. Es kamen drei große schwarze Raben auf die Hirtenknaben zugeflogen. Mit den Schnäbeln und Flügeln schlugen diese Raben so auf die Knaben und das Vieh ein, daß die Burschen, welche arg zugerichtet waren, eiligst die Flucht ergriffen und Rettung im Dorfe suchten. Das Vieh gab lange Zeit statt der Milch nur Blut, und die Knaben lagen wochenlang krank darnieder. Darauf wurde es den Hirten verboten, in der Nähe des Teufelssteines wieder das Vieh zu hüten.

Jenem Bauersmann, welcher einst den oberen Teil des Teufelssteines absprengte, ist es nicht gut gegangen. Er hatte seitdem wenig gesunde Stunden mehr auf der Welt. Sein Körper wurde siech und krank. In den verschiedensten Bädern suchte er gesund zu werden, aber alles war und blieb vergeblich. „Eine Warnung für andere, welche solche Opferfelsen ebenfalls zu vernichten gesonnen sind!“ sagt Preusker.

Allgemein ist die Sage verbreitet, daß unter dem Teufelssteine ein großer Schatz vergraben[WS 1] liege. Unter ihm befindet sich eine ganze Braupfanne voll Gold. Diese Braupfanne hat man oft brennen sehen, zuweilen ist am Teufelssteine auch echtes Gold gefunden worden. Es wird dieser kostbare Schatz aber von Geistern bewacht. Das Graben darnach ist darum sehr gefährlich; denn niemand kennt den Zauberspruch, wodurch die den Schatz hütenden Geister zu bannen sind. Oftmals haben Leute es versucht, jenen unermeßlichen Schatz zu heben, aber es ist ihnen dieses noch nicht geglückt, und das Schatzgraben ist ihnen gewöhnlich auch recht schlecht bekommen. Einst versuchten es beherzte Leute aus Bernbruch, Zschornau und Biehla, die Braupfanne voll Gold auszugraben. Es war an einem schönen Vormittage im Frühlinge. Die Sonne lachte freundlich und mild vom wolkenlosen Himmel hernieder. Als die Schatzgräber bei der besten Arbeit waren, umfinsterte sich plötzlich der Himmel, ein rasender Sturm brach los, grelle Blitze zuckten nieder, und furchtbarer Donner machte die Erde beben. Doch die Schatzgräber ließen sich in ihrer Arbeit nicht stören. Da sprang auf einmal „ein Mann von verdächtigem Ansehen“ herbei, der schrie den Schatzgräbern zu: „Seht ihr Verwegenen denn nicht, daß eure Dörfer in Flammen stehen?“ Erschrocken blickten die Schatzgräber auf. Ringsum sahen sie nichts als Rauch und Flammen. Da eilten die Männer von dannen, ein jeder nach seinem Dorfe, in der Meinung, dasselbe stehe in hellen Flammen. Doch, dort angekommen, war nichts von einer Feuersbrunst zu sehen. Der klarste Himmel wölbte sich über die Dörfer, und freundlich lachte die Sonne hernieder. Den Schatzgräbern war nun aber die Lust vergangen, weiter zu graben. Auch andere haben es nicht wieder gewagt, den großen Schatz unter dem Teufelssteine zu heben. Wer den Zauberspruch kennt, kann die mit Gold angefüllte Braupfanne heute noch heben. Er wäre dann der reichste Mann der Welt.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: vergrabene
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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 288. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_288.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)