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112. Der Marktsteig bei Gersdorf.

Zu der Zeit, als die Bewohner der weitesten Umgegend von Kamenz noch katholisch waren, wurde in Gersdorf bei Bischheim alljährlich ein Jahrmarkt abgehalten. Derselbe war stets sehr gut besucht, selbst aus stundenweiter Entfernung kamen die Leute herbei. An jene Zeit erinnert noch heute der Kirchsteig, der von Weißbach nach Gersdorf führt, ein schmaler Fußweg, auf dem die Weißbacher und die Bewohner der Lichtenauer und Pulsnitzer Gegend einst in großen Scharen nach Gersdorf zum Jahrmarkte strömten. Man nennt diesen Pfad den Marktsteig, den vor Jahrhunderten die Marktbesucher aus genannter Gegend durch die Felder zweier Gersdorfer Bauern sich selbst bahnten. Die Besitzer jener Bauerngüter haben den Marktsteig seit Jahrhunderten dulden müssen. Als jener Jahrmarkt zu Gersdorf aufgehoben ward, hat man den alten Marktsteig als Kirchweg der Weißbacher bis zum heutigen Tage beibehalten.

Gersdorf um 1840.

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Friedrich Bernhard Störzner: Was die Heimat erzählt. Arwed Strauch, Leipzig 1904, Seite 246. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Was_die_Heimat_erz%C3%A4hlt_(St%C3%B6rzner)_246.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)